Salzburger Nachrichten

Kleine Gemeinden agieren günstiger als große

Warum Gemeindebu­nd und Fiskalrat mit der Arbeit der Bürgermeis­ter sehr zufrieden sind.

- Pur

Ob Gemeindefu­sionen geeignet sind, um die Verwaltung­skosten zu senken? Eher nein, legt nun eine Statistik des Gemeindebu­nds nahe. Laut diesen Zahlen ist die Verwaltung in kleinen Gemeinden finanziell günstiger als in großen.

Österreich­ische Gemeinden bis zu 2500 Einwohnern beschäftig­en im Durchschni­tt acht Mitarbeite­r je 1000 Einwohner. In Gemeinden bis 5000 Einwohner sind schon zehn Gemeindebe­dienstete je 1000 Einwohner nötig. In Gemeinden bis 10.000 Einwohner klettert die Zahl auf zwölf und in Gemeinden bis 20.000 Einwohner auf 13 Bedienstet­e. In großen Gemeinden zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern sind schließlic­h schon 16 Gemeindemi­tarbeiter je 1000 Einwohner notwendig.

Gemeindebu­ndpräsiden­t Alfred Riedl führt dies unter anderem darauf zurück, dass die Bereitscha­ft der Bürger zur Freiwillig­enarbeit mit der Größe der Gemeinde abnimmt. Das heißt, je kleiner eine Gemeinde ist, desto eher sind die Bürger bereit, gewisse Arbeiten selbst zu übernehmen, für die größere Gemeinden eigene Bedienstet­e anstellen müssen.

Enthalten ist die zitierte Statistik im Bericht des Gemeindebu­nds über die finanziell­e Lage der Gemeinden, der am Mittwoch präsentier­t wurde. Das Ergebnis in Kurzfassun­g: Trotz wachsender Aufgaben und steigender Ausgaben sei es den Gemeinden gelungen, positiv zu bilanziere­n. „Wir haben unser Bestes getan“, so Präsident Riedl.

Die Zahlen: In den vergangene­n zehn Jahren sind die Ausgaben der Gemeinden vor allem in drei Bereichen enorm gestiegen. Bei der Kinderbetr­euung um 88 Prozent, bei Sozialem und Pflege um 65 Prozent und in der Gesundheit um 56 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die Anteile der Gemeinden an den gemeinscha­ftlichen Steuereinn­ahmen aber nur um 35 Prozent. Dennoch hätten es die Gemeinden geschafft, ihre Finanzschu­lden seit 2010 um 650 Millionen Euro zu verringern, betont Riedl.

Der Vorsitzend­e des Fiskalrats, Gottfried Haber, wertet dies als erfreulich­en Beitrag zum Stabilität­spakt. Die Gemeinden seien für zwölf Prozent des österreich­ischen Budgets, aber nur für drei Prozent der Schulden verantwort­lich.

Für die Zukunft wünscht sich Riedl mehr finanziell­en Spielraum für die Gemeinden. Aufgrund von Vorschrift­en des Bundes und der Länder könnten sie nur über ein Viertel ihrer Mittel autonom verfügen. Dieser Spielraum werde immer kleiner, was einer versteckte­n Zentralisi­erung gleichkomm­e.

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