Salzburger Nachrichten

Österreich stockt die Katastroph­enhilfe im Ausland auf

Insgesamt bleibt die Regierung bei der „Hilfe vor Ort“aber weit hinter den Zielen zurück.

- Pack

In der letzten Sitzung vor der Weihnachts­pause sagte der Ministerra­t am Mittwoch 6,4 Millionen Euro aus dem Auslandska­tastrophen­fonds für mehrere Regionen zu. Zwei Millionen werden für die Räumung von Minen im Nordosten Syriens bereitgest­ellt. 6,5 Millionen Menschen sind dort laut den Vereinten Nationen von der Gefahr durch Landminen betroffen, viele Binnenvert­riebene können deshalb nicht in ihre Heimat zurückkehr­en. Zusätzlich­e Mittel aus dem Fonds werden außerdem für den Jemen eingesetzt, wo der Bürgerkrie­g die derzeit größte humanitäre Krise und Hungersnot der Welt ausgelöst hat. Eine weitere Million Euro stellt Österreich für das UNO-Flüchtling­shilfswerk UNHCR in Kolumbien zur Verfügung, wo Flüchtling­e aus Venezuela versorgt werden.

Für Nordafrika erhält der „EU Trust Fund for Africa“eine Million Euro, womit laut Außenminis­terin Karin Kneissl unter anderem „die humanitäre Rückführun­g von Migranten“gefördert werden soll. Dem Ziel des Fonds entspricht das allerdings nicht unbedingt. Dieses ist laut Gesetz, Maßnahmen zu finanziere­n, die „der Beseitigun­g von Katastroph­enschäden und der humanitäre­n Hilfe dienen“.

Mit den Beschlüsse­n vom Mittwoch sind in diesem Jahr insgesamt 20 Millionen Euro aus dem Auslandska­tastrophen­fonds in Krisengebi­ete geflossen, der Betrag blieb damit auf dem Niveau vom Vorjahr. Ursprüngli­ch war eine Kürzung um fünf Millionen Euro vorgesehen gewesen, die entwicklun­gspolitisc­he Organisati­onen stark kritisiert hatten. Deren Dachverban­d „Globale Verantwort­ung“hatte erst diese Woche, vor dem Europa-Afrika-Forum in Wien, eine Aufstockun­g des Fonds gefordert.

„Wir begrüßen es natürlich, dass die Kürzung abgewehrt wurde“, erklärte die Geschäftsf­ührerin des Dachverban­ds, Annelies Vilim, am Mittwoch. Das sei ein erster Schritt, der in Richtung einer Erhöhung des Fonds gehen sollte. Denn derzeit sei Österreich bei der humanitäre­n Hilfe eines der Schlusslic­hter in Westeuropa.

Ähnlich ist die Lage bei der Entwicklun­gszusammen­arbeit insgesamt. Trotz der Aufstockun­g des Auslandska­tastrophen­fonds bleibt Österreich deutlich hinter seinem Ziel zurück: 0,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) sollen gemäß internatio­nalen Vereinbaru­ngen, zu denen sich Österreich – auch im aktuellen Regierungs­programm – bekennt, für Entwicklun­gszusammen­arbeit bereitgest­ellt werden. Während etwa Schweden und Luxemburg 2017 eine Quote von einem Prozent hatten, lag Österreich mit 0,3 Prozent weit daneben. Die Vorhersage für dieses Jahr liegt ebenfalls unter den 0,7 Prozent und die Prognosen für die kommenden Jahre zeigen noch weiter nach unten. Auch dank der guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g dürfte der Anteil der Gelder für die Entwicklun­gszusammen­arbeit am BIP bis 2022 auf 0,24 Prozent absinken. Und das, obwohl Österreich auch Schuldenre­duktionen für Entwicklun­gsländer miteinrech­net, was laut Vilim nicht zweifelsfr­ei zulässig ist. Durchaus zulässig, aber „eine moralische Frage“sei die Einrechnun­g der Kosten für die Flüchtling­sbetreuung im Inland, findet Vilim. Diese habe mit der „Hilfe vor Ort“nämlich nichts zu tun.

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