Der Held, der aus der Tiefe kam
Nur nicht zu ernst nehmen: Der nasse Superheld „Aquaman“hat einen eigenen Film – und ist witziger als befürchtet.
Kriegerinnen, die auf Haien reiten
Er hat beeindruckende Muskeln, läuft meistens ohne Hemd herum, hat goldgrüne Augen und möchte den Weltfrieden: An „Aquaman“, dem Superhelden aus dem DC-Universum, ist rein gar nichts auszusetzen.
Seine gleichnamige Herkunftsgeschichte kommt jetzt ins Kino, als Teil des „DC Extended Universe“, in dem sich Heldinnen wie Wonder Woman, Superman und Batman tummeln. Nun geht es also um Aquaman, mit bürgerlichem Namen Arthur (gespielt von Jason Momoa), Sohn eines neuseeländischen Leuchtturmwärters (Temuera Morrison) und der Königin von Atlantis (Nicole Kidman).
Einst hatte nämlich ein Sturm eine wunderschöne Frau zu Füßen eines jungen Leuchtturmwärters an Land gespült. Die beiden verliebten sich und bekamen ein Kind, das sie Arthur nannten. Doch der Ozean forderte die Schönheit zurück, sie war dem König versprochen. Und so wuchs Arthur mit seinem wässrigen Erbe und seinen gewaltigen Kräften bei seinem Vater auf, und schaute sehnsüchtig über das Meer.
Arthur hatte schon einen Kurzauftritt in „Justice League“(2017) und hat sich inzwischen mit seinem einzelgängerischen Heldendasein an der Erdoberfläche abgefunden. Allfällige Katastrophen auf See versucht er zu verhindern, ansonsten lebt er am Land, bis eines Tages eine grüngeschuppte Schönheit mit knallrotem Arielle-Haar aufkreuzt.
Es ist Prinzessin Mera (Amber Heard), die Arthur von einem dräuenden Konflikt in Atlantis berichtet: Sein jüngerer Halbbruder Orm (Patrick Wilson) will die Macht aller sieben Meere an sich reißen und einen Weltkrieg mit den Menschen anzetteln, denn was die in Sachen Umweltverschmutzung den Ozeanen antun, gehört längst bestraft. Nur Arthur, als erstgeborener Sohn der exekutierten Königin und als Kind beider Welten, kann den Krieg verhindern. Arthur wehrt sich: Was soll er in einem Königreich, wo seine Mutter dafür hingerichtet wurde, dass sie einen Menschen liebte? Doch er sei der wahre König, insistiert Mera. Und als dann der Ozean aufbegehrt, bleibt Arthur tatsächlich nur der Sprung ins kalte Wasser.
Das alles klingt reichlich schwerfällig, und zu Recht: Mit Anleihen an antiken Sagenklischees, im Speziellen der altgriechischen Legende von Atlantis, reiht sich „Aquaman“ein in die vordergründig ernsthaften Versuche, das Superheldenuniversum analog zur antiken Götterwelt zu etablieren. Und doch ist „Aquaman“, unter der Regie von James Wan, zumindest in Details ein Riesenspaß: Da gibt es Seepferdchen-Pferde, auf Haien reitende Kriegerinnen, der Großwesir Vulko (Willem Dafoe) reitet gar auf einem höchst dämlich wirkenden Hammerhai.
Die Spezial-Wasserstoff-Kanonen allerneuester Generation, mit denen sich fortschrittliche Atlanten verteidigen, lassen sich wie Dampfbügeleisen mit einem kleinen Kännchen destillierten Wassers nachladen.
Gremlinhafte Seeungeheuer sind eher albern als furchteinflößend, und eine der Superkräfte von Aquaman ist, dass er enorm viel Alkohol trinken kann. Und völlig übertrieben bunt wie aus dem Reisekatalog sieht Sizilien aus, wo Prinzessin Mera entdeckt, dass auch das trockene Land seine Schönheiten bereithält – inklusive quietschender Nonnen und herziger Kinder. Zwar kippt auch „Aquaman“immer wieder ins fürchterlich Ernsthafte, da wird dann zu viel geredet von Ehre und Thronfolge, und mancher im Publikum lugt heimlich aufs Smartphone.
Das macht hier aber nicht viel. „Aquaman“ist kaum einmal brutal, natürlich zu lang, vor allem sehr verspielt und mit großer Freude an all den Meeresviechereien.
Es gibt schlechtere Arten, einen Winterabend zu verbringen.