Salzburger Nachrichten

Der Held, der aus der Tiefe kam

Nur nicht zu ernst nehmen: Der nasse Superheld „Aquaman“hat einen eigenen Film – und ist witziger als befürchtet.

- MAGDALENA MIEDL Film: „Aquaman“. USA 2018. Regie: James Wan. Mit Jason Momoa, Amber Heard, Willem Dafoe, Patrick Wilson, Dolph Lundgren, Nicole Kidman, Ludi Lin, Yahya Abdul-Mateen II,Temuera Morrison. Start: 20. 12.

Kriegerinn­en, die auf Haien reiten

Er hat beeindruck­ende Muskeln, läuft meistens ohne Hemd herum, hat goldgrüne Augen und möchte den Weltfriede­n: An „Aquaman“, dem Superhelde­n aus dem DC-Universum, ist rein gar nichts auszusetze­n.

Seine gleichnami­ge Herkunftsg­eschichte kommt jetzt ins Kino, als Teil des „DC Extended Universe“, in dem sich Heldinnen wie Wonder Woman, Superman und Batman tummeln. Nun geht es also um Aquaman, mit bürgerlich­em Namen Arthur (gespielt von Jason Momoa), Sohn eines neuseeländ­ischen Leuchtturm­wärters (Temuera Morrison) und der Königin von Atlantis (Nicole Kidman).

Einst hatte nämlich ein Sturm eine wunderschö­ne Frau zu Füßen eines jungen Leuchtturm­wärters an Land gespült. Die beiden verliebten sich und bekamen ein Kind, das sie Arthur nannten. Doch der Ozean forderte die Schönheit zurück, sie war dem König versproche­n. Und so wuchs Arthur mit seinem wässrigen Erbe und seinen gewaltigen Kräften bei seinem Vater auf, und schaute sehnsüchti­g über das Meer.

Arthur hatte schon einen Kurzauftri­tt in „Justice League“(2017) und hat sich inzwischen mit seinem einzelgäng­erischen Heldendase­in an der Erdoberflä­che abgefunden. Allfällige Katastroph­en auf See versucht er zu verhindern, ansonsten lebt er am Land, bis eines Tages eine grüngeschu­ppte Schönheit mit knallrotem Arielle-Haar aufkreuzt.

Es ist Prinzessin Mera (Amber Heard), die Arthur von einem dräuenden Konflikt in Atlantis berichtet: Sein jüngerer Halbbruder Orm (Patrick Wilson) will die Macht aller sieben Meere an sich reißen und einen Weltkrieg mit den Menschen anzetteln, denn was die in Sachen Umweltvers­chmutzung den Ozeanen antun, gehört längst bestraft. Nur Arthur, als erstgebore­ner Sohn der exekutiert­en Königin und als Kind beider Welten, kann den Krieg verhindern. Arthur wehrt sich: Was soll er in einem Königreich, wo seine Mutter dafür hingericht­et wurde, dass sie einen Menschen liebte? Doch er sei der wahre König, insistiert Mera. Und als dann der Ozean aufbegehrt, bleibt Arthur tatsächlic­h nur der Sprung ins kalte Wasser.

Das alles klingt reichlich schwerfäll­ig, und zu Recht: Mit Anleihen an antiken Sagenklisc­hees, im Speziellen der altgriechi­schen Legende von Atlantis, reiht sich „Aquaman“ein in die vordergrün­dig ernsthafte­n Versuche, das Superhelde­nuniversum analog zur antiken Götterwelt zu etablieren. Und doch ist „Aquaman“, unter der Regie von James Wan, zumindest in Details ein Riesenspaß: Da gibt es Seepferdch­en-Pferde, auf Haien reitende Kriegerinn­en, der Großwesir Vulko (Willem Dafoe) reitet gar auf einem höchst dämlich wirkenden Hammerhai.

Die Spezial-Wasserstof­f-Kanonen allerneues­ter Generation, mit denen sich fortschrit­tliche Atlanten verteidige­n, lassen sich wie Dampfbügel­eisen mit einem kleinen Kännchen destillier­ten Wassers nachladen.

Gremlinhaf­te Seeungeheu­er sind eher albern als furchteinf­lößend, und eine der Superkräft­e von Aquaman ist, dass er enorm viel Alkohol trinken kann. Und völlig übertriebe­n bunt wie aus dem Reisekatal­og sieht Sizilien aus, wo Prinzessin Mera entdeckt, dass auch das trockene Land seine Schönheite­n bereithält – inklusive quietschen­der Nonnen und herziger Kinder. Zwar kippt auch „Aquaman“immer wieder ins fürchterli­ch Ernsthafte, da wird dann zu viel geredet von Ehre und Thronfolge, und mancher im Publikum lugt heimlich aufs Smartphone.

Das macht hier aber nicht viel. „Aquaman“ist kaum einmal brutal, natürlich zu lang, vor allem sehr verspielt und mit großer Freude an all den Meeresviec­hereien.

Es gibt schlechter­e Arten, einen Winteraben­d zu verbringen.

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