Sie bewegt sich doch
Die Welt geht unter? Das hält die Akrobaten von „Machine de Cirque“nicht auf: Sie bauen in Salzburg mit irrwitziger Fantasie eine neue.
SALZBURG. Wofür die große, mehrstöckige Maschinerie gut sein könnte, die auf der Bühne im Hintergrund steht, ist anfangs noch nicht ganz klar. Aber eins steht fest: Sie funktioniert. Und wie! Unaufhaltbar turnen die Akrobaten darauf herum, springen von der obersten Plattform nach unten (und umgekehrt) oder nutzen die Metallstangen als Aufzug.
Allerhand alte Materialien, die offenbar von einer Apokalypse übrig sind, recyceln die fünf Mitglieder der kanadischen Truppe „Machine de Cirque“im gleichnamigen Stück zu einer neuen Weltmaschine. Sie dient bald als Vehikel für irrwitzige Kunststücke auf dem Trapez, manchmal ist sie auch Kulisse, wenn sich das akrobatische Geschehen auf Fahrrad, Einrad oder atemberaubende Gruppensprünge auf der Wippe verlegt.
Weil die Welt erst neu eingerichtet werden muss, bietet sie auch viel Raum für frische Lösungsansätze: Was man mit einem Fahrrad alles anstellen kann, wenn die Straßenverkehrsordnung nicht mehr gilt, führt einer der Compagnie vor. Zum treibenden Rhythmus, den der musikalische Kopf der Truppe auf dem Schlagzeug vorlegt, entfaltet sich ein immer wieder rasantes Spiel aus Akrobatik, Musik, Schauspielerei und präzisem Slapstick. Selten wird da ein Gag mit Keulen serviert, selbige benutzen die Artisten lieber für eine ausgeklügelte Jongliernummer mit Schlagzeug.
Was auf der Bühne quirlig und sympathisch chaotisch wirkt, folgt immer einem sekundengenauen Timing. Zu sehen ist diese Erfolgsformel der Kanadier nicht zuletzt in ihrer (auch via YouTube berühmt gewordenen) Handtuchnummer: Vier Akteure versuchen da, ihre Nacktheit mit verzweifelt komischen Verrenkungen und viel absurd-witziger Logik hinter dem Frottee zu verbergen. Ihr Publikum hatten die Akteure auch beim Winterfest, wo das Stück am Dienstag Salzburgpremiere hatte, schnell auf ihrer Seite: Standing Ovations.