Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Feudales Erbe und „Schattenbi­schöfin“

- SN, KAP

Eine notwendige Konsequenz aus dem Konflikt zwischen dem Gurker Domkapitel und Bischof Alois Schwarz ist aus der Sicht des Wiener Theologen Paul Zulehner eine völlig neue Finanzgeba­rung in der Diözese Gurk-Klagenfurt. Dort gebe es wie auch in anderen deutschspr­achigen Diözesen zwei getrennte Geldtöpfe: das Mensalgut des Bischofs, in Kärnten ein „feudales“Erbe der Landesheil­igen Hemma von Gurk, und das für jedermann einsehbare Budget der Diözese. Nach heutigen demokratis­chen Standards von Transparen­z sollten beide Geldtöpfe vereint werden, sagte der Wiener Theologe im ORF-Interview. Differenzi­ert bewertete Zulehner die Entscheidu­ng von Bischof Schwarz über die Verwendung der Mittel des Mensalguts. So könnten Investitio­nen in ein bischöflic­hes Bildungsha­us wie jenes in St. Georgen am Längsee durchaus der Vorgabe entspreche­n, das Erbe der hl. Hemma zum Wohl der Kirche in Kärnten einzusetze­n. Verluste erklärten sich wohl auch dadurch, dass das Bildungsha­us veraltet war. Ob Geld in diesem Fall gut eingesetzt wurde, müssten nun Fachleute prüfen. Von Bischof Alois Schwarz sei es jedenfalls „ungeschick­t“gewesen, dass er seit 2013 die dringlich vorgesehen­e externe Wirtschaft­sprüfung ausgesetzt habe. Das größere Problem sei die „Schattenbi­schöfin“. Es habe der Eindruck geherrscht, dass diese Frau und nicht Schwarz selbst Entscheidu­ngen getroffen hätten, sagte Zulehner. Das habe bei vielen Wunden geschlagen und auch für Demütigung­en gesorgt. Zulehner glaubt nicht an ein Zölibatspr­oblem von Schwarz, das dieser auch bestritten habe. Die vom Domkapitel angesproch­ene Erpressbar­keit des Bischofs sei gegeben, weil Schwarz viele Entscheidu­ngen nicht selbst getroffen habe, sondern weil die „Schattenfr­au im Hintergrun­d“manches so wollte. Viele hätten dem Bischof gesagt, mach das anders, aber „die hat er alle fallen lassen“, sagte Zulehner.

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