Salzburger Nachrichten

„Er ist Europas beste Hoffnung“

An Trump beißen sich chinesisch­e Algorithme­n die Zähne aus, sagt US-Botschafte­r Trevor Traina. Eine Digitalste­uer schade europäisch­en Firmen, erklärte er beim Treffen mit Salzburger Start-ups.

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Als Trevor Traina das erste Mal durch die Salzburger Altstadt schlendert­e, war er sechs Jahre alt. Mitte der 70er-Jahre war das, sein Großvater Wiley T. Buchanan Jr. war damals österreich­ischer USBotschaf­ter. Mittlerwei­le ist Traina in dessen Fußstapfen getreten. Am Mittwoch stattete der US-Botschafte­r und Millionär mit Technologi­ehintergru­nd der Salzburger Startup-Szene einen Besuch ab. Bei dem Netzwerktr­effen, das die Wirtschaft­skammer eingefädel­t hatte, waren Start-ups wie Authentic Vision und Native Waves dabei. „Erfolgreic­h zu sein ist hier schwierige­r als im Silicon Valley. Das Umfeld ist nicht so fördernd“, sagt Traina. Das gelte für ganz Europa. Wobei er anerkennt, dass in Österreich Anstrengun­gen unternomme­n wurden, um Start-ups zu unterstütz­en. Verbesseru­ngsbedarf gebe es aber. „Unternehme­n, die noch keinen Gewinn erwirtscha­ften, sollten sich keine Sorgen um Steuern machen müssen.“Und eine Kultur des Scheiterns fehle auch hier.

Traina kommt aus einer wohlhabend­en, kalifornis­chen Familie. Er studierte in Princeton, Oxford und Berkeley, bevor er seine erste Firma gründete. Die Preisvergl­eichsplatt­form verkaufte er 1999 an Microsoft – für kolportier­te 100 Mill. Dollar. Vier weitere Firmen und Investitio­nen in andere Start-ups folgten.

Die von der EU geplante Digitalste­uer sieht er kritisch. „Sie wäre für einige amerikanis­che Unternehme­n ärgerlich, aber es trifft europäisch­e Firmen schlimmer. Die Steuer ist ein Symptom der europäisch­en Mentalität, die die digitale Revolution nicht willkommen heißt.“Der Grund, warum es keine europäisch­en Googles oder Facebooks gebe, sei nicht die Konkurrenz aus Übersee, sondern die fehlende Unterstütz­ung der Politik.

Traina sieht unter Trump keine neue US-Politik. Lediglich die Strategien hätten sich geändert. „Vorher gab es höfliche Gespräche hinter den Kulissen. Jetzt droht der Präsident mit Strafzölle­n oder verwendet Kraftausdr­ücke, um die NATO dazu zu bringen, die Verteidigu­ngsausgabe­n zu erhöhen.“Trump sei kein Fan von Zöllen, sehe sie aber als Mittel, um Forderunge­n durchzuset­zen. Die Importzöll­e auf Stahl und Aluminium seien eine kurzfristi­ge Strategie, um langfristi­g bessere Lösungen zu erzielen. Weitaus größere Volumina hat der Zollstreit mit China. „Das Land wächst schnell. Wenn wir Probleme jetzt nicht lösen, werden sie unreparier­bar. Wir verlieren den Hebel.“Trump wolle Schieflage­n korrigiere­n. „Er ist Europas beste Hoffnung. Frühere Präsidente­n kamen als Bittstelle­r. Die Chinesen setzten Algorithme­n ein, um sie lächelnd wegzuschic­ken und weiterzuma­chen wie bisher. Für Trump gibt es keinen Algorithmu­s. Er ist unberechen­bar.“Traina glaubt jedoch, dass sich die USA und China im Zollstreit bald einigen werden.

Er rät den Gründern zu Sturheit: „In jedem Start-up kommt man an den Punkt, an dem man etwas Unmögliche­s möglich machen muss. Weigern Sie sich zu scheitern. Und Sie brauchen große Mengen an Kaffee und Alkohol“, fügt er augenzwink­ernd hinzu. Er ermuntert sie, auch amerikanis­che Kunden im Blick zu haben. „Die USA sind der größte Skimarkt weltweit“, sagt Original+-Gründer Siegi Rumpfhuber, der in Salzburg seit Oktober personalis­ierte Ski produziert. Sieben Paare hat er in den letzten Wochen in die USA geschickt. Die Menge soll sich steigern. „Wir wollen erst im deutschspr­achigen Markt Fuß fassen, aber der nächste Schritt ist Nordamerik­a, da kommt man nicht daran vorbei.“

„Für Trump gibt es keinen Algorithmu­s. Er ist unberechen­bar.“Trevor Traina, US-Botschafte­r

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Botschafte­r Traina tauschte sich mit Salzburger Unternehme­rn aus.
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