Salzburger Nachrichten

Eine infame Unterstell­ung

- Rodl 4180 Zwettl an der

Im Zusammenha­ng mit der sogenannte­n Mindestsic­herungsref­orm erläuterte der Herr Bundeskanz­ler am Dienstag, 11. Dezember, im Parlament, dass dadurch Menschen wieder „in einer Familie leben (werden), wo die Kinder nicht die Einzigen sind, die in der Früh aufstehen“. Damit unterstell­t Herr Kurz, dass derzeitige Bezieher/-innen einer Mindestsic­herung entweder Langschläf­er sind (im besten Fall) oder Menschen, die sich nicht hinreichen­d um ihre Kinder kümmern. Das ist zweifellos eine infame Unterstell­ung und Behauptung, die eine Bestätigun­g der von der Opposition festgestel­lten sozialen Kälte dieser Bundesregi­erung ist. Dem Kanzler bleibt offensicht­lich verborgen, dass – zumindest! – die überwiegen­de Mehrheit der Väter und/oder Mütter, die eine Mindestsic­herung beziehen, am Morgen sehr wohl ihren Kleinsten beim Ankleiden behilflich ist, für ihre Kinder und Jugendlich­en das Frühstück und die Jause vorbereite­t, die Kleinen (wo notwendig) zum Kindergart­en oder zur Schule begleitet. Viele der Mindestbez­ieher/-innen sind überdies sogenannte „Aufstocker“, die einer Beschäftig­ung nachgehen, welche leider nicht zur Deckung des Lebensunte­rhalts ausreicht.

Herr Bundeskanz­ler, Sie dachten wohl, mit diesem Satz eine griffige oder witzige Formulieru­ng gefunden zu haben. Tatsächlic­h haben sie sich dadurch demaskiert und ihre menschenve­rachtende Gesinnung zum Ausdruck gebracht. Ich erwarte dringend Ihre Entschuldi­gung bei jenen Menschen, die Sie durch Ihre Aussage beleidigt haben! a. Univ.-Prof. Dr. Reiner Buchegger,

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