Eine infame Unterstellung
Im Zusammenhang mit der sogenannten Mindestsicherungsreform erläuterte der Herr Bundeskanzler am Dienstag, 11. Dezember, im Parlament, dass dadurch Menschen wieder „in einer Familie leben (werden), wo die Kinder nicht die Einzigen sind, die in der Früh aufstehen“. Damit unterstellt Herr Kurz, dass derzeitige Bezieher/-innen einer Mindestsicherung entweder Langschläfer sind (im besten Fall) oder Menschen, die sich nicht hinreichend um ihre Kinder kümmern. Das ist zweifellos eine infame Unterstellung und Behauptung, die eine Bestätigung der von der Opposition festgestellten sozialen Kälte dieser Bundesregierung ist. Dem Kanzler bleibt offensichtlich verborgen, dass – zumindest! – die überwiegende Mehrheit der Väter und/oder Mütter, die eine Mindestsicherung beziehen, am Morgen sehr wohl ihren Kleinsten beim Ankleiden behilflich ist, für ihre Kinder und Jugendlichen das Frühstück und die Jause vorbereitet, die Kleinen (wo notwendig) zum Kindergarten oder zur Schule begleitet. Viele der Mindestbezieher/-innen sind überdies sogenannte „Aufstocker“, die einer Beschäftigung nachgehen, welche leider nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.
Herr Bundeskanzler, Sie dachten wohl, mit diesem Satz eine griffige oder witzige Formulierung gefunden zu haben. Tatsächlich haben sie sich dadurch demaskiert und ihre menschenverachtende Gesinnung zum Ausdruck gebracht. Ich erwarte dringend Ihre Entschuldigung bei jenen Menschen, die Sie durch Ihre Aussage beleidigt haben! a. Univ.-Prof. Dr. Reiner Buchegger,