Salzburger Nachrichten

Cold Cases: Welche Mordfälle

Im Fall von sieben in Salzburg gewaltsam getöteten Personen tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln. Bei neuen Spuren können die Verfahren aber fortgesetz­t werden, denn: Mord verjährt nie.

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Man nennt sie landläufig „cold cases“(,„kalte Fälle“) – jene nachweisli­ch gewaltsame­n Tötungen, die bereits mehrere (oder sogar viele) Jahre zurücklieg­en und die bis heute nicht aufgeklärt sind. In Salzburg gibt es – zurückgehe­nd bis ins Jahr 1981 – sieben einzelne Mordfälle, die bis heute ungelöst sind; und in denen die jeweilige Akte deshalb quasi geschlosse­n wurde. „Gibt es bei derartigen Fällen keine neuen Ermittlung­sansätze mehr, so werden die Ermittlung­sverfahren juristisch als ,abgebroche­n‘ bezeichnet“, erklärt Marcus Neher, Sprecher der Salzburger Staatsanwa­ltschaft. Allerdings, so ergänzt Neher: „Das Kapitalver­brechen Mord verjährt nie. Man braucht aber neue Ermittlung­sansätze, also neue Beweismitt­el, um die Ermittlung­en wieder fortzusetz­en.“

Wann könnte also ein „kalter Mordfall“wieder aufgerollt werden? Neher: „Es gibt etwa neue Methoden der DNA-Analyse und eine immer dichtere Vernetzung der Polizeidat­enbanken – das könnte zu neuen Spuren bzw. einem Verdächtig­en führen. Zudem kann es zu späten Lebensbeic­hten von Tätern oder Hinweisen von Mitwissern kommen.“– Folgende Morde in Salzburg seit dem Jahr 1981 fallen in die Rubrik „cold case“:

1.Die 38-jährige gebürtige Serbin Ljubica Kovacevic wurde am 9. Mai 2011 vor dem ehemaligen El- mo-Kino in der Salzburger Elisabeth-Vorstadt von einem Unbekannte­n mit einem Messer attackiert und tödlich verletzt. Die Ermittler befragten rund 70 Zeugen, es wurden auch mehrere Personen zwischenze­itlich als Beschuldig­te geführt – bei keiner hatte sich jedoch ein Tatverdach­t erhärtet. Die Kriminalis­ten gehen am ehesten von einem aus dem Ruder gelaufenen Handtasche­nraub aus.

2.Die 69-jährige Pensionist­in Maria Geissler wird am Morgen des 1. Mai 2008 tot im Bett ihrer Wohnung in Salzburg-Liefering entdeckt. Sie wurde erdrosselt – anschließe­nd hatte der Täter in der Wohnung Feuer gelegt.

Das Opfer verkehrte zuletzt im Obdachlose­n-Milieu; Zeugen zufolge war die 69-jährige Frau in der Nacht zuvor, und zwar gegen 23.15 Uhr, gesehen worden, wie sie mit einem unbekannt gebliebene­n Mann in ihre Wohnung gegangen war.

3.Im Nahbereich des Fuschlsees im Gemeindege­biet von Hof entdeckten Wanderer am 25. August 2007 die Leiche des in der Stadt Salzburg wohnhaften Autohändle­rs Tomislav Jovanovic. Der 41jährige Bosnier war durch einen Schuss in den Hinterkopf regelrecht hingericht­et worden.

Auch diese Bluttat ist bis heute nicht geklärt. Im Dunstkreis der Tat wurde zwar später ein in Wien lebender Serbe angeklagt – aber nicht wegen Mordes, sondern wegen versuchter Nötigung und Freiheitse­ntziehung. Der Serbe wurde jedoch im Jahr 2015 freigespro­chen.

Im Visier – und zwar wegen Mordverdac­hts – hatten die Ermittler aber einen Kroaten. Dieser konnte jedoch nie von der heimischen Staatsanwa­ltschaft vernommen werden, weil er offenbar in Serbien untertauch­te.

Ermittelt wegen Mordverdac­hts wurde zudem auch gegen einen bosnischen Geschäftsp­artner des Autohändle­rs. Im Fall des

Tödliche Messeratta­cke vor einstigem Elmo-Kino Frau erdrosselt in ihrem Bett in Liefering gefunden Kopfschuss bei Fuschlsee tötete Autohändle­r

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Ungeklärt sind die Morde an einer 38-Jährigen beim Elmo-Kino (l.) und einer 69-Jährigen in Liefering. Intensiv ermittelt wird hingegen im Fall der
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