Anleitung zum Selbsttest mit möglicherweise überraschender Erkenntnis.
In der Vorweihnachtszeit wird alljährlich mit zäher Verbissenheit ein Kulturkampf ausgefochten. Dabei handelt es sich aber nicht um Anklöckler gegen den Grinch oder Tinnitus gegen „Last Christmas“, sondern um das Bescherungs-Duell Weihnachtsmann gegen Christkind. „Bei uns kommt aber schon noch das Christkind“ist der Schlachtruf der Traditionalisten gegen den Gottseibeiuns des schnöden Kommerzes. Denn das Kindl steht für das Weihnachten der überlieferten Werte und der sogenannten guten alten Zeit, wohingegen der Weihnachtsmann als Heerführer des totalen Ausverkaufs empfunden wird. Er steht für Konsum statt menschlicher Wärme, für den ganzen Schrott aus Übersee, der sich, im Internet bestellt und von Paketdiensten um die halbe Welt verfrachtet, unter dem Lichterbaum türmt, für Kreuzfahrten und Fernreisen, die den Planeten langsam zum Köcheln bringen, für Einweg-KinderzimmerElektronik bis zum Abwinken und all die intelligenten Dinge, die wir glauben schenken zu müssen.
Das – zugegeben ein wenig weltfremde und wirtschaftsfeindliche – Christkind steht für kleine, persönliche Aufmerksamkeiten, bei denen sich der Geschenkgeber etwas überlegt hat; für Bücher zum Beispiel oder Spiele, die man noch gemeinsam spielt und die man vielleicht beim lokalen Händler erstanden hat, für Theater- und Konzertkarten, regionale Produkte oder gar für Selbstgemachtes.
Und wer nun am Heiligen Abend tatsächlich zu Ihnen persönlich kommt, können Sie ganz leicht herausfinden. Schauen Sie einfach nach, was unter Ihrem Christbaum liegt, dann wissen Sie es genau. Liegt dort der übliche Krempel, dann kommt der Weihnachtsmann zu Ihnen, auch wenn sie das Christkind noch so oft und inbrünstig beschwören.