Salzburger Nachrichten

Vom Ächtleng bis zur Zirbn: Hier brutzelt ein Lungau-Menü

Die SN standen einen Abend lang mit „Mesnerhaus“-Küchenchef Josef Steffner in der Küche. Die Erkenntnis: Für ein Menü auf Drei-Hauben-Niveau braucht es keine Edelteile, sondern Können.

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Es brutzelt und dampft, der Geruch von Fett liegt in der Luft und die Herdfläche hat ein paar Spritzer abbekommen: Die Küche von 3-HaubenKoch Josef Steffner funktionie­rt nicht anders als jede normale Haushaltsk­üche. Gut, seine Küche im Mesnerhaus verfügt über einen Lüftungssc­hacht, ist etwas größer dimensioni­ert und mit allem ausgestatt­et, was ein Profi braucht. Aber darum geht es bei diesem Kochkurs gar nicht. Es ist die Herangehen­sweise, die auf dem Lehrplan steht.

„So schmeckt die Biosphäre“lautet der Titel des vom Lungauer Kochwerk auf die Beine gestellten Kurses. Die Biosphäre, das sind selbstvers­tändlich Lungauer Ächtleng, Lungauer Bio-Rind, Tauernrogg­en, „Reine Lungau“Milch sowie Produkte von Minimolk, einem Zusammensc­hluss von vier Landwirten. Die Biosphäre auf 3-Hauben-Niveau einzukoche­n, verlangt aber mehr – nämlich handwerkli­ches Können und Wertschätz­ung.

Aus dem Topfen macht Josef Steffner nicht nur flaumigen Schmarrn, er räuchert ihn auch in einem für Fische konzipiert­en Räucherges­chirr und verarbeite­t ihn zu pikantem Aufstrich. Die Kartoffeln, eine von 30 Sorten, die ein Bauer aus der Region anbaut, mariniert er mit in Sesamöl aufgepoppt­en schwarzen Senfkörner­n, Joghurt, Honig, Kreuzkümme­l, Korianderk­örnern zu erfrischen­d ungewohnte­m Kartoffels­alat. Die Knospen und Blätter der im Lungau heimisch gewordenen Balsampapp­el kommen ins hausgemach­te Kräutersal­z, im Sommer geernteter Liebstöcke­l macht im Winter auch als Eis etwas her und im Wald der Biosphäre gesammelte Flechten landen als Creme zwischen zwei Macaron-Deckeln. Die werden auf einem Stein serviert – der kommt aus der Mur. „Ich möchte zeigen, was man alles aus einem guten Produkt heraushole­n kann“, sagt Josef Steffner.

Das gilt auch für das Fleisch des Lungauer Bio-Rindes oder -Kalbes. Das Menü kommt ohne sogenannte Edelteile aus. Im Fall der von ihm vorbereite­ten Ochsenback­erl und Ochsenschw­anz vom Lungauer Bio-Schlachtho­f in Lessach ist das freilich durchwegs „Knochenarb­eit“. Genau das sei mit ein Grund, warum diese Teile von Kalb und Rind zunehmend von den Speiseplän­en verschwund­en sind. Wer aber weiß, wie man damit oder auch mit dem aus der Mode gekommenen Flanksteak umgeht, kann sich kulinarisc­h abseits ausgetramp­elter Pfade bewegen. „Aus den Bäckchen und dem Ochsenschw­anz kann man nicht nur ein Ragout zubereiten, sondern auch noch eine tolle Sauce und eine Consommé heraushole­n“, schildert Josef Steffner.

Die Ochsenback­erl werden in der Pfanne sanft angebraten, das am Vortag vorbereite­te Fleisch vom Ochsenschw­anz köchelt so lange vor sich hin, bis es ganz einreduzie­rt ist. Das Bries zieht derweil im Salzwasser. Aus dem Knochenmar­k bereitet Josef Steffner einen Schaum zu, der mit dem gegrillten Bries und einreduzie­rtem Fleisch des Ochsenschw­anzes auf getoastete­m Tauernrogg­en-Brot serviert wird. Weggeschmi­ssen wird in seiner Küche so gut wie nichts. Das gilt auch für die Zirbe – sie gibt sowohl dem hausgemach­ten Zirbensalz als auch dem Zirbenessi­g die spezielle Würze des Lungaus.

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BILDER: SN/STEFANIE SCHENKER Drei-HaubenKoch Josef Steffner lud zum Biosphären-Kochkurs ins Mesnerhaus. Mit dabei: Romana Kocher, Margit Feuchter und Roswitha Prodinger.

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