Ex-Fußballstar Somen Tchoyi: „Ich brauche dringend Hilfe“
Der ehemalige Fanliebling von Red Bull Salzburg stürzte in den vergangenen Jahren nicht nur sportlich, sondern auch finanziell ab. Nun hofft er auf eine zweite Chance bei Red Bull.
Von der großen Fußball-Bühne ist Somen Tchoyi längst verschwunden. Der 36-jährige Kameruner spielt mittlerweile nur noch zum Spaß beim UnterhausClub Taxham. Viel mehr als der Fußball beschäftigt den Ex-Star derzeit seine finanzielle Schieflage. Im exklusiven SN-Interview spricht Tchoyi über seinen Absturz, seine größten Fehler und seine Zukunft. SN: In nicht einmal sechs Jahren sind Sie von der deutschen Bundesliga in die Salzburger 1. Klasse abgestürzt. Wie ist dieser Sinkflug zu erklären? Somen Tchoyi: Fußballerisch habe ich leider dem falschen Berater vertraut. Mein Absturz begann 2013. Damals versprach mir mein Manager einen lukrativen Wechsel von West Bromwich zu Hannover. Ich habe ihm vertraut. Am Saisonende war ich dann auf einmal vereinslos. Ich musste zurück nach Kamerun und habe erst nach sechs Monaten Pause in Augsburg unterschrieben. SN: Was ist in Augsburg schiefgelaufen? Nach der langen Pause war ich nicht sofort fit und im Abstiegskampf nicht zu gebrauchen. Als ich in Form kam, war die Saison leider schon wieder vorbei. Nach zwei Jahren ohne Verein bin ich dann zu Austria Salzburg gewechselt. Eine schöne Zeit, leider ist dem Verein im Winter das Geld ausgegangen. SN: Sie haben in Ihrer Karriere lange Zeit gut verdient. Sind Sie finanziell abgesichert? Leider nein. Ich habe alles verloren. Mein Leben ist nicht gut. Ich bin derzeit arbeitslos und kann meine Familie nicht ernähren. Das sagt alles über meine Situation aus. Meine Scheidung vor vier Jahren hat mich sehr viel Geld gekostet. Und ein Pfarrer aus Afrika, dem ich vertraut habe, hat mir dann noch den Rest genommen. SN: Welche Fehler haben Sie in den vergangenen Jahren gemacht? Wir sind alle keine Roboter, jeder Mensch macht Fehler. Auch ich. Ich habe in meinem Leben viele falsche Entscheidungen getroffen. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich meine Eltern früh verloren habe und mir dadurch wichtige Vertrauenspersonen gefehlt haben. SN: War die Fahrt und der Unfall unter Alkoholeinfluss in Salzburg Ihr größter Fehler? Sicher einer meiner größten. Durch diesen Vorfall habe ich mir bei Red Bull sehr viel verbaut. Dabei würde ich gerne bei Red Bull im Nachwuchsbereich oder in der Betreuung von afrikanischen Spielern arbeiten. Mein Handeln war damals nicht intelligent. Dabei war ich gar nicht schuld, sondern habe einem Mitspieler geholfen. Ich hoffe aber trotzdem, dass ich bei Red Bull ein zweite Chance bekomme. SN: Noch heute schwärmen die Salzburger Fußball-Fans von Ihren Gala-Vorstellungen. Denken Sie oft an die erfolgreiche Zeit bei Red Bull zurück? Ja. Aber es ist hart, wenn du in meiner Situation an die Vergangenheit denkst. Ich muss diese Zeit vergessen und mein Leben in den Griff bekommen. Trotzdem schaue ich mir ab und zu Videos von meinen Spielen an. Teilweise träume ich auch von gewissen Partien. SN: Wie wollen Sie aus dieser schwierigen Situation wieder rauskommen? Ich brauche dringend Hilfe. Wenn du deine Familie – ich habe eine Frau und eine zwölfjährige Tochter in Salzburg – nicht ernähren kannst, dann bist du für nichts nützlich. Ich hoffe noch immer, dass mir Red Bull eine Arbeit anbietet. Ich habe mich aber auch schon nach anderen Jobs umgesehen. Leider habe ich von der Post und einer Baufirma Absagen bekommen. Mittlerweile bin ich für alles offen, ich würde jede Arbeit nehmen. Somen Tchoyi