Armer Mozartplatz
Es dürfte wohl keine andere Stadt geben, die einen ihrer schönsten Plätze für ein Viertel des Jahres einem Unternehmen zur kommerziellen Nutzung überlässt. Hier in Salzburg geschieht dies aber auch heuer wieder, wo die Aufbauarbeiten für den Punschausschank eines Salzburger Betriebes samt Eislaufplatz in der letzten Oktoberwoche beginnen und der Abbau – mit Glück – drei Monate später in der letzten Jännerwoche vor Beginn der Mozartwoche endet. Dem Argument, dies sei durch den Betrieb des Eislaufplatzes gerechtfertigt, ist entgegenzuhalten, dass erstens dessen Frequenz, vor allem während der Woche, überschaubar und zweitens wochenlang zum Teil überlaute Musik vom Alten Markt bis zum Mozartsteg zu ertragen ist.
Eine ruhige Wanderung über den nächtlichen Residenzplatz in der angeblich stillsten Zeit des Jahres ist damit Illusion. Vom Verschwinden des Mozartdenkmals zwischen den Aufbauten ganz zu schweigen.
Noch vor wenigen Wochen wurde – auch von offizieller Seite – über die Übernutzung der Altstadt geklagt und nun lässt man sie, die ohnehin Hunderttausende Besucher des Adventmarkts erträgt, nicht einmal die kurze Winterzeit in Ruhe. Es wäre daher an der Zeit, diesen besonderen Vertrag auslaufen zu lassen, aus dem, wenn Gerüchte stimmen, angeblich die Stadt auch keinen finanziellen Nutzen zieht. Dr. Walter Grafinger