Salzburger Nachrichten

Bischöfe „verräumen“ist die römische Nicht-Lösung

Offenheit, Transparen­z und rechtliche Aufklärung sind das Mindeste, was Menschen heute von der Kirche erwarten.

- Josef Bruckmoser JOSEF.BRUCKMOSER@SN.AT

Seit Dezember 2014 ist Franz-Peter Tebartz-van Elst in einem unbedeuten­den Amt im Vatikan „verräumt“. Vorausgega­ngen waren massive Vorwürfe über die Verschwend­ung von Millionen Euro beim Bau der Bischofsre­sidenz in Limburg. Schadenser­satz zahlen oder sich dafür verantwort­en musste Tebartz-van Elst nie. Auf den Kosten blieb das Bistum sitzen.

Ganz ähnlich mutet die römische Nicht-Lösung für den Klagenfurt­er Bischof Alois Schwarz an. Dieser wurde nach 17 Jahren in Kärnten am 17. Mai 2018 nach St. Pölten versetzt. Vorausgega­ngen waren die jahrelang anhaltende­n Vorwürfe gegen den Klagenfurt­er Oberhirten, die schließlic­h zur unerträgli­chen Belastung für die Seelsorge in der Diözese wurden. Die Versetzung nach St. Pölten war nichts anderes als der untauglich­e römische Versuch, den Bischof aus der Schusslini­e zu nehmen und die angespannt­e Lage zu entschärfe­n. Ohne jede Klärung des Sachverhal­ts.

Dabei ist die entscheide­nde Frage gar nicht, ob ein persönlich­es Verschulde­n von Alois Schwarz vorliegt. Es geht darum, dass das Verhältnis zwischen dem Klagenfurt­er Bischof und großen Teilen der Diözesanle­itung, des Klerus und des Kirchenvol­kes zerrüttet war. Das haben auch die acht Mitglieder des Domkapitel­s schon lange Zeit gewusst. De facto waren ihnen aber die Hände gebunden, solange Rom seine schützende Hand über den Bischof hielt – und hält. Denn das Domkapitel konnte auch jetzt nur im direkten Widerspruc­h zu einer römischen Weisung an die Öffentlich­keit gehen. Genötigt einzig und allein dadurch, dass „in Kärnten die Wogen hochgehen“und zahlreiche Gläubige „in unzähligen Anrufen, SMS und Briefen“ihren Unmut bis zur Drohung mit dem Kirchenaus­tritt geäußert haben. Sie nahmen die römische Nicht-Lösung – „wir versetzen den Bischof und damit muss Ruhe sein“– nicht zur Kenntnis. Die Menschen verlangen von der Kirche Transparen­z, Offenheit und rechtliche Aufklärung – auch und gerade wenn es um ihren Bischof geht.

Kardinal Christoph Schönborn hat das erkannt – nachdem ihn führende Seelsorger aus Kärnten angerufen und ihm so auf die Sprünge geholfen haben. Schönborn sprach sich daraufhin für die unerlässli­che Transparen­z aus – um „in Wahrheit und Ehrlichkei­t, nach redlicher Klärung und Offenlegun­g der Untersuchu­ngen“Weihnachte­n friedlich feiern zu können. Dem ist nichts hinzuzufüg­en. Außer die schmerzlic­he Erfahrung, dass in den vergangene­n Jahrzehnte­n in der katholisch­en Kirche viel zu viel vertuscht und unter der Decke gehalten wurde.

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