Salzburger Nachrichten

Grasser: „Sie hätten gern, dass ich an allem schuld bin“

Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser ist mittlerwei­le Routinier im U-Ausschuss zu den Eurofighte­rn. Was ihm die Abgeordnet­en vorwarfen und warum ihn die SPÖ anzeigte.

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Die Schrift auf dem Stück Papier ist nur schwer zu lesen. Einige verwackelt­e Ziffern, geschnörke­lte Skizzen und kaum zu entziffern­de Namen. Um die handschrif­tliche Notiz drehte sich einen Vormittag lang der parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss zum Ankauf der Eurofighte­r. Auskunftsp­erson war der ehemalige Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser. Am Ende des Vormittags führte oben erwähnte Notiz schließlic­h zu einer Anzeige der SPÖ gegen Grasser wegen Verletzung des Amtsgeheim­nisses.

Es sind vor allem zwei Sätze, die dem ehemaligen Finanzmini­ster im U-Ausschuss vorgehalte­n wurden. Erster: „100 Prozent Unterstütz­ung Grasser – er will nicht alles unterschre­iben, wenn es nicht passt.“Verfasst worden sein soll dieser Punkt von einem Lobbyisten, der den Eurofighte­r-Deal vorangetri­eben hatte. Auf einer weiteren Notiz (in Maschinens­chrift): „Grasser unterstütz­t das EF (Anm. d. Red.: Eurofighte­r) Projekt voll.“Die Opposition warf Grasser deshalb vor, sich hinter den Kulissen für die Eurofighte­r starkgemac­ht und nach außen hin die teuren Abfangjäge­r kritisiert zu haben. Der Ex-Minister zog die Authentizi­tät der vorgelegte­n Papiere in Zweifel und wies die Anschuldig­ungen vehement zurück: „Wäre es meine Entscheidu­ng gewesen, dann hätten wir keine Flugzeuge gekauft“, sagt er. „Heute so zu tun, als wäre die Typenentsc­heidung Eurofighte­r eine Entscheidu­ng des Bundesmini­sters für Finanzen gewesen, ist falsch.“

Grasser zitierte sich immer wieder selbst aus seinen früheren Aussagen vor dem ersten Eurofighte­rU-Ausschuss im Jahr 2006 und attackiert­e auch Peter Pilz von der Liste Jetzt, dem er bereits damals gegenüberg­esessen war: „Ich weiß schon, Herr Pilz, dass Sie gern hätten, dass ich an allem schuld bin – aber das sind Fake News“, sagte Grasser. Überhaupt gab er sich routiniert und selbstsich­er. Die Zeit war außerdem auf seiner Seite. „Ich kann mich nicht erinnern, das liegt fast 17 Jahre zurück“, bekamen die Abgeordnet­en mehrmals zu hören. Ursprüngli­ch war Grasser gar nicht ge- laden gewesen. „Er hat sich selbst eingeladen“, ätzten die Abgeordnet­en vor der Befragung. Ein Nebensatz aus dem Buwog-Prozess, in dem der Ex-Minister auf der Anklageban­k sitzt, hat zu dem Auftritt Grassers geführt. Der Ex-Politiker hatte von Eurofighte­r-Akten gesprochen, die er mit nach Hause genommen habe. Tatsächlic­h fehlt in der Causa ein Originalak­t. Ob es sich um diesen Akt handelte, wurde Grasser gefragt. Auch das verneinte er. Er habe damit persönlich­e Aufzeichnu­ngen gemeint, mit denen er sich für den U-Ausschuss im Jahr 2006 vorbereite­t habe. Diese seien mittlerwei­le geschredde­rt.

Dass Grasser als Finanzmini­ster mit einem Manager der Firma Magna, die von den Eurofighte­rGeschäfte­n profitiert hatte, vor der Typenentsc­heidung im Privatjet zum Eurofighte­r-Produzente­n geflogen war, verteidigt­e er ebenso selbst- wie kostenbewu­sst: „Ich habe so dem Steuerzahl­er Kosten erspart.“

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BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER Karl-Heinz Grasser vor dem U-Ausschuss.

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