Salzburger Nachrichten

70 Todesopfer durch Gewalt

Österreich verzeichne­t den höchsten Wert seit sechs Jahren, 41 Opfer waren Frauen. Die meisten Tötungsdel­ikte wurden innerhalb der Familie und in Wohnungen verübt.

-

WIEN. 2018 dürfte für die österreich­ische Kriminalst­atistik kein besonders gutes Jahr werden – zumindest was die Tötungsdel­ikte anbelangt. Allein bis Ende November starben hierzuland­e 70 Menschen an den Folgen von Gewalt. Was aus der vorläufige­n Bilanz des Bundeskrim­inalamts (BK) noch hervorgeht: 41 der Todesopfer waren weiblich, 29 männlich. In 37 Fällen erfolgte die Tötung innerhalb der Familie. 32 Mal wurde die Wohnung oder das Wohnhaus zum Tatort. In beiden Kategorien ist es der höchste Wert seit acht Jahren.

Die Vorabstati­stik listet insgesamt 55 Tötungsdel­ikte auf. Noch nicht eingerechn­et ist etwa jenes auf einem Gut in Bockfließ (Bezirk Mistelbach), wo am 13. Dezember drei Personen von einem Schützen getötet worden waren.

Dass bei 55 Tötungsdel­ikten, die 70 Todesopfer forderten, 76 Verdächtig­e registrier­t wurden, liegt an der Anzahl der angezeigte­n Personen, die in eine tödliche Tathandlun­g involviert waren. Diese Zahl ist freilich nicht gleichzuse­tzen mit jener, die sich aus den schlussend­lich erhobenen Mordanklag­en ergibt.

Punkto Nationalit­ätenvertei­lung der Täter liegen die Inländer mit 41 an der Spitze, gefolgt von Serben und Kosovaren (beide 7), Slowaken (4) und Kroaten (3).

Allein in Wien sind seit 1. Jänner 20 Tötungsdel­ikte verübt worden. Dabei starben 21 Menschen. Den Ermittlern des Landeskrim­inalamts Wien gelang es, sämtliche Fälle aufzukläre­n. Das gaben sie am Donnerstag im Rahmen eines Pressegesp­rächs bekannt. Unter den bisherigen Opfern im Jahr 2018 sind elf Frauen, sieben Männer und drei Kinder. Auch jene Siebenjähr­ige, deren Tod am Mittwoch Gegenstand eines Mordprozes­ses am Landesgeri­cht war, zählt dazu. Der 16-jährige Angeklagte wurde zu 13 Jahren verurteilt. Zudem wurde seine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her verfügt.

Von den 20 Tätern, darunter drei Frauen, die ausgeforsc­ht wurden, ist einer nicht greifbar. Es handelt sich um einen per internatio­nalen Haftbefehl gesuchten Mann, der für den gewaltsame­n Tod eines Taxifahrer­s im Mai in Ottakring verantwort­lich gemacht wird.

In neun Fällen in Wien wurden heuer Messer als Tatwaffe verwendet. „Das Messer ist seit Jahren die häufigste Tatwaffe bei Tötungsdel­ikten“, sagte Michael Mimra, Leiter des Ermittlung­sdienstes. Am häufigsten werden Küchenmess­er verwendet – bei den Tötungsdel­ikten handelt es sich großteils um sogenannte Beziehungs­taten. Mimra: „Das zufällige Opfer ist die Ausnahme.“

Alle Tötungsdel­ikte in Wien geklärt

Newspapers in German

Newspapers from Austria