Arbeiterkammer geht in die Beratungsoffensive
Den Regierungsauftrag nach mehr Effizienz beantwortet die AK mit zusätzlichen Leistungen.
WIEN. Die Arbeiterkammern bieten ihren Mitgliedern in den nächsten fünf Jahren neben einer Digitalisierungsoffensive zusätzliche Leistungen im Bereich Pflege, Bildung und Gesundheit an und stellen dafür österreichweit 150 Mill. Euro bereit.
Mit dem Zukunftsprogramm für die Jahre 2019–2023 folgt die AK einem Auftrag der Regierung. Die hatte in ihrem Arbeitsprogramm mehr Effizienz von den gesetzlichen Interessenvertretungen eingefordert und widrigenfalls nicht näher umschriebene gesetzliche Maßnahmen in Aussicht gestellt. Man habe der Regierung das Programm zeitgerecht zur Jahresmitte übermittelt, „bis dato gab es aber keine Reaktion darauf“, sagte AK-Präsidentin Renate Anderl am Donnerstag. Es gebe zwar Kontakte mit Sozialministerin Beate Hartinger-Klein sowie Regierungskoordinator Gernot Blümel, jedoch keine konkreten Aussagen zum Inhalt des Programms. Daher gehe man davon aus, dass das Paket auf Zustimmung stoße, und starte Anfang 2019 mit der Umsetzung, sagte AK-Direktor Christoph Klein.
Das Ziel sei, mit den bestehenden Mitteln mehr zu erreichen. Bei einer Kürzung der Arbeiterkammerumlage (0,5 Prozent der Beitragsgrundlage zur Sozialversicherung) müsste man die geplanten zusätzlichen Leistungen wieder einstellen. Er hoffe, dass es nicht dazu komme „und uns die Regierung nicht während der Fahrt ins Lenkrad greift“, sagte Klein. Bei jährlichen Einnahmen von 450 Mill. Euro bedürfe es großer Anstrengungen, um die 150 Mill. Euro aufzubringen. Dabei gingen die einzelnen Landeskammern unterschiedliche Wege, sagte Klein. Während man in Oberösterreich prüfe, was im Leistungskatalog verzichtbar sei, nehme die Kammer in Vorarlberg Kredite auf. Anderswo schichtet man Mittel um, wie in der größten Kammer Wien (sie steuert 40 Mill. Euro bei), die Bauvorhaben zurückstellt. Zudem werde man bei den rund hundert Pensionierungen, die in den kommenden Jahren anstehen, nicht alle Stellen nachbesetzen, sagte der AK-Direktor.
Um die Arbeitnehmer auf die Digitalisierung vorzubereiten und die Folgen abzufedern, dotiert die AK zwei Fonds. Einer soll unter dem Titel „Arbeit 4.0“Projekte und Initiativen unterstützen, die mit digitalen Instrumenten die Arbeitswelt verbessern. Darüber hinaus gibt es einen Fonds, der den Schwerpunkt auf Qualifizierung setzt. So können Arbeitnehmer über den „Digi Winner“in Kooperation mit dem waff (Wiener Arbeitnehmerinnen Förderungsfonds) bei der Aus- und Weiterbildung mit bis zu 2500 Euro unterstützt werden. Und mit dem „Digi-Bonus“gibt es ein Förderinstrument, das den existierenden 120Euro-Bildungsgutschein der AK verdoppelt. Zudem werde man verstärkt Beratung über die Schattenseiten der Digitalisierung anbieten.
Mitglieder und Angehörige berät die AK künftig bei der Pflegegeldeinstufung im Fall von Fehlern mit Rechtsschutz. In der Miet- und Wohnrechtsberatung bietet die AK Wien ab Februar eine Telefonhotline an. Und Jugendlichen soll mit dem AK-Bildungsnavi die Wahl der richtigen Schule erleichtert werden.
„Wir sparen nicht bei den Leistungen.“