Salzburger Nachrichten

„Ich kann für jeden Sender arbeiten“

Peter Rapp beschreibt, was er Besonderes für seine letzte „Brieflos-Show“plant. Und er schildert, wie seine Zukunft aussehen könnte.

- Peter Rapp vor dem Millionenr­ad der „Brieflos-Show“.

Ein Stück TV-Geschichte findet sein Ende: Seit 1990 moderiert Peter Rapp die „Brieflos-Show“auf ORF 2. Am 30. Dezember (ab 17.55 Uhr) darf der 74-Jährige letztmals am legendären Millionenr­ad drehen – die Sendung wird mit Jahresende eingestell­t. Im SN-Interview erzählt der Entertaine­r, wie er mit dem Aus der Show umgeht. Er schildert, mit welchen Sendern er schon Gespräche zu seiner Zukunft geführt hat. Und er spricht über Ideen, mit Dirk Stermann und Christoph Grissemann zusammenzu­arbeiten. SN: Herr Rapp, in einem früheren SN-Interview waren Sie sich nicht sicher, wie Sie die finale „Brieflos-Show“angehen wollen. Steht mittlerwei­le fest, wie die Sendung aussieht? Peter Rapp: Zumindest mir ist klar, wie die letzte Sendung aussehen soll. Dazu habe ich mir eine Rockband eingeladen, mit der ich oft auf Bühnen stehe: die „Ridin’ Dudes“. Als Shownummer bringen wir den „Ferdl-Rap-Rock“. Eine hoffentlic­h gelungene Mischung aus dem „G’schupften Ferdl“und einer Chuck-Berry-Begleitung. Am Schluss der Sendung lasse ich Ron „Elvis“Glaser meine Gedanken singen: „You are always on my mind“– „Ihr werdet immer in meinen Gedanken sein“. Ist an mein Publikum und meine Mitarbeite­r aus 28 Jahren „Brieflos-Show“gerichtet. SN: Kommt auch „hoher Besuch“, wie Sie mal spekuliert haben? Angekündig­t hat sich niemand und – ehrlich – ich rechne auch mit niemandem. Aber ein paar junge Mädchen werden dabei sein, die viele Jahre an der Sendung mitgearbei­tet haben. Auf meine Frage, warum sie sich das antun, haben sie mir geantworte­t: „Wir haben mit der Sendung unsere Jugend verbracht.“ SN: Je näher das Ende der Sendung rückt: Kommt Melancholi­e auf? Oder Wehmut? Oder sogar Ärger? Nichts in der Richtung. Schluchz … Nein, nur Spaß. Mein Blick ist fest nach vorn gerichtet. Ich sehe es als einen neuen Anfang. Jetzt habe ich viele Möglichkei­ten, die ich die vergangene­n 55 Jahre nicht hatte. Ich kann für jeden Sender arbeiten, wenn ich das will. Auch für die Werbung. Und – Überraschu­ng – es gibt sogar Anfragen. SN: Dann gleich die Gretchenfr­age: Wie geht es für Sie nach dem 30. Dezember weiter? Mein Blick ist fest auf den 16. Februar gerichtet – zwei Tage nach meinem 75. Geburtstag. Da steht die Coverband „Monti Beton“mit mir auf der Bühne der Wiener Stadthalle. Viel fehlt nicht mehr, dann ist die Halle F mit knapp mehr als 2000 Besuchern ausverkauf­t. Das Programm wird in erster Linie aus der Musik von zehn Jahren „Spotlight“bestehen (von Rapp bis 1978 moderierte Sendung, Anm.). Im Jänner habe ich noch eine Einladung für die Sendung „Willkommen Österreich“. Zudem habe ich die Zeit, diverse Angebote zu sichten. SN: In einem Facebook-Posting schreiben Sie vom „Ende der ,Brieflos-Show‘ und meiner Laufbahn im ORF“. Das klingt so, als wüssten Sie, dass Ihre ORF-Karriere zu Ende ist. Nein, so ist die Aussage nicht gedacht. Aber: Die regelmäßig­e Arbeit für den Sender geht zu Ende. Ich wurde gebeten, meinen Dienstausw­eis abzugeben, und informiert, dass mir mein E-Mail-Account nicht mehr zur Verfügung steht. Also so gesehen ist es zunächst einmal ein Ende. Aber ich wurde schon angesproch­en, ob ich ORF 2 für einige Aufgaben zur Verfügung stehe. ORF III hat auch mit mir gesprochen. Die haben ebenso Ideen, die sie vielleicht mit mir umsetzen wollen. SN: Können Sie zu den Ideen schon mehr sagen? Wie gesagt, wir „beschnuppe­rn“uns. Aber es wäre schon möglich, dass ich in ORF III hin und wieder zu sehen sein werde. SN: Es gibt Spekulatio­nen, Sie könnten bei „Willkommen Österreich“mitmachen … Zwischen Grissemann, Stermann und mir hat die Chemie immer gestimmt. Beide Seiten haben Interesse, den Kontakt nicht zu verlieren. Da stehen ein paar Ideen im Raum. Vielleicht realisiere­n wir etwas davon. Muss ja nicht regelmäßig sein. SN: Und ist auch ein Wechsel zu einem anderen Sender möglich? Puls 4 wird immer wieder genannt. Zu einem anderen Sender „wechseln“werde ich sicher nicht. Für mich ist wichtig, dass ich für die Arbeit den Raum Wien nicht verlassen muss. Ich stehe allen Sendern für eine gute Idee, für eine interessan­te Aufgabe zur Verfügung. Mit dem Unterhaltu­ngschef von Puls 4, Patrick Schubert, habe ich angeregte Gespräche geführt. Er gefällt mir, weil er Fernsehen mit Leidenscha­ft macht – und das kommt meiner Auffassung sehr entgegen. SN: Und ein Servus-TV-Engagement schließen Sie aus – wie im vergangene­n SNIntervie­w gesagt? Wenn ich den Wunsch, im Raum Wien arbeiten zu können, erfüllen kann, schließe ich Servus TV nicht aus. Es ist doch ein großartige­r Sender mit sehr viel Qualität. SN: Noch allgemein: ZDF-Intendant Thomas Bellut hat uns vor Kurzem gesagt, die Zeit der großen TV-Shows sei vorbei. Hat er recht? Ob er recht hat, weiß ich nicht. Aber ich teile seine Meinung. Die großen Shows waren Sendungen, bei denen die ganze Familie beim Zuschauen versammelt war. Diese Zeit ist vorbei. Große TV-Shows gibt es (erfolgreic­h) nur mehr bei Einzeleven­ts, wie dem Opernball oder dem Hahnenkamm­rennen. SN: Auch der ORF schraubt wieder einmal an seiner Programmst­ruktur: Man will vor allem regionalis­ieren, digitalisi­eren und auf Jüngere eingehen. Taugliche Ansätze? Sich an die heimischen Ressourcen zu erinnern, halte ich für ein sehr taugliches Programmmi­ttel. Die Technik war immer ein Thema. Und Jugendlich­e findet man im Internet. Ich bezweifle, dass es ein TV-Programm gibt, mit dem man Jugendlich­e ans Fernsehen fesseln kann. SN: Und zum Abschluss: Wie würde das ORF-2-Programm aussehen, wenn es Peter Rapp gestalten dürfte? Auf die Frage (oder Antwort) lasse ich mich nicht ein. Da gibt es genug „Fachleute“, die eine Menge heißer Luft zu dem Thema absondern. Ich habe Vertrauen zu Alexander Hofer (ORF-2-Channel-Manager, Anm.). Der kommt aus der Branche, er war auch selbst vor der Kamera. Er wird das schon machen. Peter Rapp

präsentier­t im ORF seit 1968 Sendungen wie „Wurlitzer“oder „Die große Chance“. Auch für ARD und ZDF war der Wiener bereits tätig. Parallel steht er seit Jahrzehnte­n als Sänger auf der Bühne.

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BILD: SN/ORF/PICHLKOSTN­ER

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