Südtiroler sind gern autonom
Zum Leserbrief „Siegesdenkmal in Bozen“von Herrn KR Helmut Haigermoser in den SN vom 4. Dezember 2018:
Ich darf darauf hinweisen, dass sich die im Beitrag erhobene Forderung nach einer zukunftsorientierten Sinngebung des umstrittenen Denkmals erübrigt, da bereits am 21. Juli 2014 in dessen Untergeschoß ein entsprechendes Dokumentationszentrum eröffnet worden ist. Damit wurde ein wichtiger Schritt gesetzt, um dieses Denkmal in ein Mahnmal zu verwandeln, das zeigt, was totalitäre Regime in und an Südtirol angerichtet haben. Die Zugänglichkeit befreie es von seiner ideologischen Last, betonte LH Kompatscher damals und erinnerte in diesem Zusammenhang an Hannah Arendt, die gesagt hat, Macht fange dort an, wo Öffentlichkeit aufhöre. Die Öffnung des Siegesdenkmals sei deshalb ein wichtiger Schritt zur Historisierung und Normalisierung.
In der Ausstellung, in der es im Wesentlichen um den italienischen Faschismus, aber auch um die nationalsozialistische Besetzung des Landes am Ende des Zwei- ten Weltkriegs geht, wird zudem der Frage nachgegangen, wie ein schwieriges Erbe aus zwei Diktaturen in unserer Zeit aufbereitet und verarbeitet werden kann. Ein Rundgang wird jeden Besucher davon überzeugen, dass nun die Zeit gekommen ist, zurückzuschauen und nicht zurückzufallen.
Leider konnte die „SüdTiroler Freiheit“nicht über ihren Schatten springen und ließ deshalb auch kein gutes Haar am neu eröffneten Archiv im „Siegesdenkmal“. So ist in ihrem damaligen Kommentar von einer schlecht versteckten Manipulation und von einer dreisten Lüge vom Keller bis zum Dach die Rede. Ich glaube, der damalige Kulturminister Franceschini hat es auf den Punkt gebracht, wenn er meinte, dass die Besonderheiten Südtirols – die Vielfalt, die Mehrsprachigkeit, die Funktion als Brücke zwischen Nord und Süd – heute nicht mehr als Problem gesehen werden, sondern als Reichtum.
Dass der Verlust Südtirols vor allem für Ältere eine nie heilende Wunde darstellt, ist verständlich. Wer jedoch wie ich viele Wochen des Jahres dort verbringt, erfährt sehr schnell, dass die meisten Südtiroler sehr zufrieden sind mit ihrer Autonomie und nicht im Entferntesten daran denken, wieder Österreicher werden zu wollen. Wie das eher mäßige Abschneiden der Südtiroler Freiheitlichen bei der letzten Landtagswahl gezeigt hat, sind die Südtiroler auch gegenüber Einflüsterungen von außen ziemlich immun. Dr. Horst Paizoni