Salzburger Nachrichten

Südtiroler sind gern autonom

- 5400 Hallein/I-39042 Brixen

Zum Leserbrief „Siegesdenk­mal in Bozen“von Herrn KR Helmut Haigermose­r in den SN vom 4. Dezember 2018:

Ich darf darauf hinweisen, dass sich die im Beitrag erhobene Forderung nach einer zukunftsor­ientierten Sinngebung des umstritten­en Denkmals erübrigt, da bereits am 21. Juli 2014 in dessen Untergesch­oß ein entspreche­ndes Dokumentat­ionszentru­m eröffnet worden ist. Damit wurde ein wichtiger Schritt gesetzt, um dieses Denkmal in ein Mahnmal zu verwandeln, das zeigt, was totalitäre Regime in und an Südtirol angerichte­t haben. Die Zugänglich­keit befreie es von seiner ideologisc­hen Last, betonte LH Kompatsche­r damals und erinnerte in diesem Zusammenha­ng an Hannah Arendt, die gesagt hat, Macht fange dort an, wo Öffentlich­keit aufhöre. Die Öffnung des Siegesdenk­mals sei deshalb ein wichtiger Schritt zur Historisie­rung und Normalisie­rung.

In der Ausstellun­g, in der es im Wesentlich­en um den italienisc­hen Faschismus, aber auch um die nationalso­zialistisc­he Besetzung des Landes am Ende des Zwei- ten Weltkriegs geht, wird zudem der Frage nachgegang­en, wie ein schwierige­s Erbe aus zwei Diktaturen in unserer Zeit aufbereite­t und verarbeite­t werden kann. Ein Rundgang wird jeden Besucher davon überzeugen, dass nun die Zeit gekommen ist, zurückzusc­hauen und nicht zurückzufa­llen.

Leider konnte die „SüdTiroler Freiheit“nicht über ihren Schatten springen und ließ deshalb auch kein gutes Haar am neu eröffneten Archiv im „Siegesdenk­mal“. So ist in ihrem damaligen Kommentar von einer schlecht versteckte­n Manipulati­on und von einer dreisten Lüge vom Keller bis zum Dach die Rede. Ich glaube, der damalige Kulturmini­ster Franceschi­ni hat es auf den Punkt gebracht, wenn er meinte, dass die Besonderhe­iten Südtirols – die Vielfalt, die Mehrsprach­igkeit, die Funktion als Brücke zwischen Nord und Süd – heute nicht mehr als Problem gesehen werden, sondern als Reichtum.

Dass der Verlust Südtirols vor allem für Ältere eine nie heilende Wunde darstellt, ist verständli­ch. Wer jedoch wie ich viele Wochen des Jahres dort verbringt, erfährt sehr schnell, dass die meisten Südtiroler sehr zufrieden sind mit ihrer Autonomie und nicht im Entferntes­ten daran denken, wieder Österreich­er werden zu wollen. Wie das eher mäßige Abschneide­n der Südtiroler Freiheitli­chen bei der letzten Landtagswa­hl gezeigt hat, sind die Südtiroler auch gegenüber Einflüster­ungen von außen ziemlich immun. Dr. Horst Paizoni

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