Salzburger Nachrichten

Eine Sternenfra­u hilft dem Kirchturm in Not

Christa-Maria Schneemann hat seit Mai über 500 Sterne gebastelt. An jedem Stern haftet die Bitte um Spenden für die Sanierung des Turms der Franziskan­erkirche.

- Hkk Franziskan­erkloster Salzburg AT37 2040 4000 4050 8434, Kennwort: „Turmsanier­ung“(nicht absetzbar für Einkommens­teuer).

„Manchmal hab ich solche Schnapside­en“, gesteht Christa-Maria Schneemann. Die Salzburger Pensionist­in hat das heurige Jahr mit Sternen verbracht. Als sie erfahren habe, dass die Franziskan­er Spenden für die Sanierung des Kirchturms bräuchten, habe sie beschlosse­n, bis zur Adventzeit Weihnachts­sterne zu basteln.

Seit Herbst 2017 ist der Turm der Franziskan­erkirche wegen Steinsturz­gefahr eingerüste­t. Die Glocken sind seither still, um jegliche Schwingung zu vermeiden. Die langwierig­e Sanierung dürfte über eine Million Euro kosten.

Heuer im Mai hat Christa-Maria Schneemann mit dem Basteln begonnen. Damals habe sie gedacht: „Vielleicht bringe ich 500 Sterne zusammen?“Wegen einer Operation musste sie ab Anfang August pausieren. „Nach sechs Wochen konnte ich wieder sitzen und weiterarbe­iten.“Eine Woche vor dem Advent hatte sie den 524. Stern vollendet: Sie hat 500 kleine und 24 große Sterne gemacht.

Die versierte Bastlerin hat ihre Fähigkeite­n bei den Salzburger Bürgerinne­n mit Gold- und Berghauben perfektion­iert. Frauen in diesem Verein hätten vor Weihnachte­n oft gebastelt: Weihnachts­kugeln, Engerl oder winzige Krippen aus Nussschale­nhälften. Immer sei da für wohltätige Zwecke gebastelt worden.

Ihr Projekt für die Franziskan­er hat sie aber allein umgesetzt: „Ich hab gedacht: Wenn die Hilfe brauchen, dann mach ich etwas.“Der Einkaufspr­eis des Materials sei ihr eigener finanziell­er Beitrag für die Turmsanier­ung.

Die Sterne werden nicht verkauft, sondern die Franziskan­er verschenke­n sie mit der Bitte um Spenden. Was ist ein Stern ungefähr wert? Auf einem Adventmark­t seien pro kleinem Stern zumindest zwölf Euro üblich, pro großem Stern jedenfalls 24 Euro, sagt Christa-Maria Schneemann.

Ihr minutiöser Bastelplan bezeugt ihre Angabe zum Arbeitsein­satz: „25 Minuten pro kleinem Stern.“Dabei habe sie auf das Drahtgeste­ll Perlen gesteckt: aus Weiß oder durchsicht­ig aus Glasschlif­f sowie goldfarben­e aus Metall. Dann habe sie die Enden mit einer Zange zu winzigen Ringen abgerundet. Die Ringerl dienen als Ösen – für Christbaum­hakerl oder Banderl. Jeden Stern hat sie in Zellophan verpackt und mit einem eigens produziert­en Spendenauf­ruf-Aufkleber versehen.

Die Lehrerin für Volks- und Sonderschu­le hat in der Heilstätte­nschule des Salzburger Landeskran­kenhauses unterricht­et. Mittlerwei­le ist sie in Pension. Das Wichtigste, was sie da anderen geben könne, sei Zeit, sagt Christa-Maria Schneemann.

Nach 524 Sternen gesteht sie: Für heuer habe sie genug gebastelt. Ist ihr also genug Zeit zum Keksbacken geblieben? „Kekse! Nein!“, erwidert die Sternenfra­u. Das sei eines der wenigen Dinge, die sie nicht könne. Sie koche alles, sei’s japanisch oder indonesisc­h, doch keinesfall­s Kuchen, Torten und Kekse. „Ich hab heuer einen ganz ruhigen Advent.“

Ihre Sterne gibt es bis Weihnachte­n an der Pforte der Franziskan­er (Montag bis Freitag, 8–11.30 Uhr und 15–17 Uhr, Samstag, 8–11.30 Uhr). Für Spenden ist eine Box aufgestell­t: Der Tischler Peter Weber hat dafür die Turmspitze in Holz nachgebaut.

Die Franziskan­er, vor allem Bruder Beda, sind in letzten Vorbereitu­ngen für die Obdachlose­nweihnacht. Dafür werden morgen, Samstag, etwa 140 Gäste erwartet. Seit Anfang Dezember werde dieses Fest für Bedürftige vorbereite­t, erzählt Bruder Beda. Er habe von Spendern bereits viele Geschenke bekommen, die er mit Helferinne­n und Helfern farbenfroh verpackt hat – für einen ansehnlich­en Gabentisch. Auch mit Lebensmitt­eln sei er gut versorgt, vor allem für die traditione­lle Gulaschsup­pe. Wofür es allerdings noch Bedarf gebe, seien warme Schuhe für Männer wie Frauen sowie Wintermänt­el und -jacken. Wer solche zu verschenke­n hat, kann auch diese an der Klosterpfo­rte abgeben. Spendenkon­ten:

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BILD: SN/CHRIS HOFER Provinzial Oliver Ruggenthal­er, Guardian Thomas Hrastnik und Christa-Maria Schneemann mit Spendenbox und den Sternen.

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