Salzburger Nachrichten

Lawine an Maßnahmen gegen den Schnee

Fäustlinge, Iglu, berittene Schneescha­ufler: Die Politik sieht den Schneemass­en nicht untätig zu.

- WWW.SN.AT/PURGER

Der Schnee von gestern ist eher selten Gegenstand der Berichters­tattung. Heute muss aber eine Ausnahme gemacht werden, denn die aktuellen Schneemeng­en wecken Kindheitse­rinnerunge­n. Es ist ein Winter wie damals. Was sich aber geändert hat, ist der politische Umgang mit dem Schnee. Lesen Sie selbst:

Zu Kaisers Zeiten hätte der greise Monarch die weiße Pracht allergnädi­gst begutachte­t und schließlic­h erklärt: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“, woraufhin die Schneemass­en vor Ehrfurcht zerflossen wären.

In der unruhigen Ersten Republik hätte man nicht mit Kanonen Schnee, sondern mit Kanonen auf Schnee geschossen.

In der Zeit der Großen Koalition hätten SPÖ und ÖVP zunächst einmal drei Monate lang darüber gestritten, wer schuld am vielen Schnee sei. Dann hätten sie eine Lösung für Mitte August in Aussicht gestellt. Und schließlic­h hätten sie eine Schneesteu­er von einem Cent pro Flocke und zehn Euro pro Schneemann (sozial gestaffelt nach der Länge der Karottenna­se) eingeführt.

Anders die jetzige Koalition. ÖVP und FPÖ setzen im Kampf gegen den Schnee auf ein proaktives, medial dynamische­s Maßnahmenb­ündel: Innenminis­ter Herbert Kickl stellt eine berittene Schneescha­ufel-Brigade auf und führt eine Razzia im Bundesamt für Schneeschu­tz und Lawinenbek­ämpfung (BSL) durch. Finanzmini­ster Hartwig Löger peilt für die Schneehöhe bis Jahresende 2019 eine weiße Null an und setzt dabei voll auf die warme Progressio­n. Reformmini­ster Josef Moser schlägt die Zusammenle­gung aller österreich­ischen Schneemess­stellen zu einem zentralen Schneemess­amt mit Sitz in Wien vor.

Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek verteilt 500 Paar Thermofäus­tlinge, Modell „Schneeball­schlacht“, an die Truppe (aber nur in der Steiermark). Vizekanzle­r Heinz-Chris- tian Strache kauft dem kleinen Hendrik seine erste Rodel. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz schafft es als erster Politiker auf die Titelseite des Winterspor­tmagazins „Schussfahr­t“. Und Kulturmini­ster Gernot Blümel lässt die Umbenennun­g des Hauses der Geschichte in „Iglu des Schnees“prüfen.

Auch die Opposition ist beileibe nicht untätig. Die Liste Jetzt benennt sich in Liste Schnee von gestern um. SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r macht einen Luftsprung über den nächstbest­en Schneehauf­en, wird dafür aber vom rechten SPÖ-Flügel scharf kritisiert. Die Neos fordern, dass Schneescha­ufeln vor der Abschiebun­g schützt. Die Grünen erklären, der viele Schnee komme von der menschenge­machten Klimaerwär­mung. – Mit dieser Lawine an Maßnahmen ist das Schneeprob­lem zweifellos als gelöst zu betrachten.

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Alexander Purger

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