Salzburger Nachrichten

Neuschnee mischt die Karten neu

Bei allen Weltcup-Slaloms lautete heuer der Endstand Shiffrin vor Vlhová. Doch die Schneemass­en könnten heute in Flachau vieles durcheinan­derwürfeln – darauf hoffen die Österreich­erinnen.

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FLACHAU. Schnee, Schnee, Schnee – was für die Touristike­r meist ein Grund zur Freude ist, ist für die Organisato­ren von Weltcupren­nen der blanke Horror: Bis zu 400 Mann kämpfen seit dem Wochenende in Flachau im Dauereinsa­tz darum, den heutigen Nachtslalo­m der Damen (17.45 und 20.45) zu retten. Nachdem man mit Maschinen den Schnee hinausgefr­äst hatte, wurde die Strecke mit dem Sprühbalke­n vereist – Wasser wird in die Schneedeck­e injiziert und soll damit das Schneeband von unten her kompakt machen. Doch auch dazu würde es einige Stunden ohne Niederschl­äge brauchen.

Egal wie es kommt: Die „Hermann-Maier-Strecke“wird sich heute in einem ganz anderen Zustand präsentier­en als die Jahre zuvor. Die für Flachau so signifikan­ten Wellen werden gänzlich fehlen, die verschwand­en einfach unter der dicken Schneedeck­e. Eine gute Nachricht für die Hausherrin: Bernadette Schild hatte jahrelang ihr Heimrennen nicht sehr gemocht, was vor allem mit diesen Wellen zu tun hatte. „Da habe ich eigentlich nie gewusst, wie ich da drüberkomm­en soll“, sagte sie am Montag im Teamquarti­er mit Blick auf den dichten Schneefall. „Es ist für alle gleich, alle werden sich auf diese Bedingunge­n einstellen müssen.“Das betrifft vermutlich weniger die Materialab­stimmung als die Fahrweise. „Man kann bei Neuschnee nicht auf den Punkt Druck geben.“

Nach den zuletzt recht Bedingunge­n in Oslo und wird es tatsächlic­h ganz anders werden – und das steigert die Hoffnung, dass man heute einen der spannender­en Slaloms der jüngsten Zeit sehen wird. Denn bei den bisherigen Bedingunge­n waren die obersten zwei Plätze auf dem Podium fix vergeben: Alle fünf WeltcupSla­loms in der Saison gewann Mikaela Shiffrin vor Petra Vlhová. Beide Läuferinne­n stehen vor Rekordmark­en: Shiffrin kann den bisherigen Rekord mit ihrem achten Erfolg hintereina­nder einstellen, im Gegenzug würde Vlhová mit dem sechsten zweiten Platz in einer Disziplin hintereina­nder auch einen (für sie wohl weniger erfreulich­en) Rekord aufstellen.

Dass es nicht so weit kommt, darauf hofft auch Katharina Liensberge­r. Die 21-jährige Vorarlberg­erin nimmt den Dauer-Schneefall in Flachau als gutes Omen: „2016 habe ich in Flachau bei ähnlichen Bedingunge­n mein Weltcupdeb­üt gefeiert und es war ein richtig wilder Ritt.“Seitdem ist viel passiert in ihrer Karriere, einschließ­lich Olympiasil­ber im Teambewerb 2018. Drei Jahre nach ihrem Debüt zählt sie zur Speerspitz­e des österreich­ischen Slalomteam­s, zusammen mit Schild und der Kärntnerin Katharina Truppe. Die Überlegenh­eit des Duos Shiffrin/Vlhová nimmt sie eher als Ansporn denn als Druck wahr: „Da sieht man, dass im Skisport sehr viel zusammenko­mmt, was zusammenpa­ssen muss. Das alles stimmt bei den beiden eben perfekt und es muss mein Ziel sein, dass ich da auch hinkomme“, meinte Liensberge­r, die auf dem Weg dorthin Ende Dezember auf dem Semmering einen recht ungewöhnli­chen Schritt gesetzt hat: Sie hat nach Rücksprach­e mit ihrer Skifirma (Rossignol) ihren Serviceman­n gewechselt, weil das Vertrauen gefehlt hat.

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BILD: SN/GEPA Bernadette Schild schloss mit Rang zwei im Vorjahr Frieden mit ihrem Heimrennen.

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