Eine vermutende Begründung
Mit großem Interesse habe ich das Interview mit Außenministerin Karin Kneissl gelesen. Als Tierarzt und Hundehalter freue ich mich natürlich darüber, dass ihre Hunde mit ins Büro dürfen. Das ist in vielen Amtsstuben leider nicht erlaubt, obwohl es die Arbeitsatmosphäre nachweislich verbessert.
In der Einschätzung der zahllosen Krisenherde als „grauenhafte Tragödien“stimme ich der außenpolitischen Expertin voll und ganz zu. Auch in den wirtschaftlichen, politischen, klimatischen und demografischen Gründen für die Migration. Mit der vermuteten Begründung „große Epidemieausbrüche aufgrund von Antibiotikaresistenzen“wagt sich die Außenministerin jedoch auf sehr dünnes Eis. Der Großteil der Epidemien seit dem 20. Jahrhundert wurde bekanntlich durch Viren ausgelöst (von der Spanischen Grippe über Aids und SARS bis Ebola), wo Antibiotika bekanntlich gar nicht wirken können.
Die Kritik an der missbräuchlichen Anwendung von Antibiotika sollte Frau Kneissl nicht an die Fleischindustrie (die es in den Flüchtlingsländern gar nicht gibt), sondern an die intensive Landwirtschaft und auch an die Humanmedizin in den Industrieländern richten. Sie stellt dort tatsächlich die zentrale gesundheitspolitische Herausforderung der Zukunft dar. Hier wäre also zuerst vor der sprichwörtlichen eigenen Haustür zu kehren. Bei der zuständigen Regierungskollegin, der Gesundheitsministerin, scheint dieses Thema keine hohe Priorität zu genießen. Echt tragisch – für uns. Dr. Erik Schmid