Die Nacht im Schnee „war am schlimmsten“
Leon Bareither musste die Heimfahrt aus dem Skiurlaub in Zell am See mit einem Tag Verspätung antreten. Denn der 23-Jährige aus der Nähe von Würzburg (Bayern) war am Samstag auf der Schmittenhöhe von der Piste abgekommen und musste die Nacht im Freien verbringen. Eine erste Suchaktion – der Deutsche wurde gegen 16 Uhr als vermisst gemeldet – musste bei Dunkelheit, Schneefall und großer Lawinengefahr gegen 22 Uhr ergebnislos abgebrochen werden. Im Gegensatz zu anderen Wintersportlern, die in den vergangenen Tagen aus dem freien Gelände gerettet werden mussten, dürfte es sich bei dem 23-Jährigen um ein Versehen gehandelt haben, wie er den SN nach seiner Abreise schilderte.
„Ich wollte gegen Mittag einen Ziehweg fahren. Es hat so gewindet und geschneit, meine Brille war beschlagen“– der Snowboarder kam von der Spur ab in den Tiefschnee. Von dort geriet Bareither immer tiefer hangabwärts in den Wald. „Als es dunkel wurde, wollte ich einen Unterschlupf finden.“Dort entdeckte er einen über einem Stein liegenden Baumstumpf, unter den er kroch und ausharrte. „Ich habe die Bergretter noch mit Lichtern gesehen und um Hilfe geschrien, aber das war sehr weit weg.“
Die Kälte setzte dem durchnässten Wintersportler zu. „Ich konnte nicht schlafen, es war arschkalt. Die Nacht war schon am schlimmsten.“Sonntag früh nahmen die Rettungskräfte die Suche nach dem Abgängigen wieder auf. Hilfe kam schließlich von oben. Ein Seilbahnmitarbeiter entdeckte den 23-Jährigen gegen Mittag mit dem Fernglas von einer Gondel aus. Ein Bergretter seilte sich wegen der Lawinengefahr 100 Meter von der Kabine in den Schmittengraben ab, um den Wintersportler aus seiner misslichen Lage zu befreien.
Für Rainer Straub, Ortsstellenleiter der Zeller Bergrettung, war es nicht der erste Einsatz dieser Art. „Für Zell am See ist diese Variante interessant, weil die Gondel direkt über dem Hang verläuft.“Nach der erfolgreichen Rettung des Urlaubers aus Deutschland mussten die Einsatzkräfte noch einmal ausrücken. Drei weitere Snowboarder waren in einen benachbarten Hang eingefahren. Als sie nicht mehr weiterkamen, alarmierten sie die Bergrettung. Straub und seine Kameraden lotsten die Wintersportler aus der Gefahrenzone. Ärgerlich sei für ihn, dass die drei Touristen gegenüber der Polizei angegeben hätten, sehr wohl von der großen Lawinengefahr gewusst zu haben. „Das ist denen so wurscht wie nur irgendwas. Das ärgert mich massiv.“
„Ich konnte nicht schlafen, es war arschkalt.“