Tausende Gäste sitzen fest: Obertauern nur kurz erreichbar
„Die Gäste werden schön langsam nervös“, hieß es am Montag aus dem einzigen Lebensmittelgeschäft in Obertauern. Nachdem am Sonntag die Katschberg-Straße (B99) für einige Stunden geöffnet war, blieb die Verbindung wegen der akuten Lawinengefahr am Montag den ganzen Tag geschlossen.
„Viele kennen die Situation nicht und sind etwas überfordert“, sagt Tourismusdirektor Mario Siedler. Die Stimmung unter den Gästen sei dennoch positiv – wenngleich er für die Touristen auf eine baldige Wetterbesserung, ein paar schöne Tage hoffe. Dennoch: „Schnee ist immer ein Segen und Obertauern kennt solche Situationen.“Für die Tourismusbetriebe seien temporäre Straßensperren kein Problem. „Die meisten Hotels sind auf eine Woche immer vorbereitet.“
Einige Gäste wollten sich aber schon bei der Anreise auf keine Abenteuer einlassen. „Die schwierige Verkehrssituation wirkt sich natürlich aus. Es hat vereinzelt Absagen gegeben.“ Im Gegenzug seien aber auch Buchungen für die restliche Saison registriert worden – „weil die Leute wissen, dass sie bis April Ski fahren können“.
Der Arzt Harald Aufmesser, der im Wintersportort laut eigenen Angaben seit 1986 ordiniert, spricht derzeit von einer „Ausnahmesituation“. Die Lage sei wegen der anhaltenden Niederschläge angespannt – auch unter den Einsatzkräften, die derzeit eine große Verantwortung trügen, wie Aufmesser sagt. Dass die Straße im Winter wegen der Lawinengefahr auch einmal gesperrt werden müsse, sei nicht ungewöhnlich. Über diese Dauer aber schon. „An ein solches Ausmaß kann ich mich in meiner Karriere nicht erinnern“, sagt der Arzt.
Der Arbeitsalltag ist dieser Tage ein anderer. „Dadurch, dass viele Skilifte nicht offen haben, haben wir weniger Skiunfälle in der Ordination“, schildert Aufmesser. Er hofft, dass ihn heute, Dienstag, sein Bruder in der Praxis ablösen kann. Laut Tourismusdirektor Siedler soll die Straße von 8 bis 16.30 Uhr für den Verkehr freigegeben werden – allerdings nur für Fahrzeuge mit Allradantrieb oder Schneeketten. „Danach gibt es wieder eine Nachtsperre“, sagt Siedler.
Neben der B99 blieb am Montag auch die B311 in Weißbach gesperrt. Auf der B164 waren der Filzensattel und der Dientner Sattel nicht befahrbar. In der Stadt Salzburg war die Straße auf den Gaisberg wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Auf der A10 musste die Einhausung in Flachau vorübergehend für Schneeräumarbeiten geschlossen werden. Nicht nur auf der Straße kam es zu Beeinträchtigungen. Auch im Bahnverkehr gab es am Montag Einschränkungen. Die Strecke zwischen Saalfelden und Hochfilzen dürfte noch zumindest bis Dienstagmittag geschlossen bleiben. Auf der Verbindung wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Reisende sollten laut ÖBB 60 Minuten mehr einplanen.
„Viele kennen die Situation nicht und sind überfordert.“