Salzburger Nachrichten

Niki Lauda braucht den „Herdenschu­tz“

Nach einer Organtrans­plantation muss der Arzt im Einzelfall entscheide­n, ob er gegen eine Krankheit impfen kann.

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URSULA KASTLER WIEN.

Der dreifache Formel-1-Weltmeiste­r Niki Lauda wird, wie bereits kurz berichtet, im Wiener Allgemeine­n Krankenhau­s (AKH) wegen Influenza behandelt. Nach seiner Lungentran­splantatio­n im Sommer 2018 sind Viruserkra­nkungen gefährlich für ihn, weil sein Immunsyste­m herunterge­fahren und neu aufgebaut werden musste.

Sollen Patienten mit sogenannte­r Immunsuppr­ession geimpft werden? Zur Erklärung: Nach Organtrans­plantation­en wird das als fremd erkannte Gewebe vom Immunsyste­m bekämpft. Ohne Gegenmaßna­hmen würde das durch eine Abstoßungs­reaktion zum Verlust des transplant­ierten Organs führen. In solchen Fällen soll eine immunsuppr­essive Therapie die körpereige­ne Immunreakt­ion durch Medikament­e abschwäche­n.

Ob ein Patient mit einer solchen Therapie geimpft werden kann oder nicht, hängt vom Schweregra­d der Therapie, von seinem Allgemeinz­ustand und vom Impfstoff ab. Bei Patienten mit hochgradig­er Immunsuppr­ession – wie etwa nach einer Transplant­ation – ist die Verabreich­ung von Totimpfsto­ffen möglich, der Impferfolg ist jedoch nicht sicher. Lebendimpf­ungen werden laut Impfplan nur in Ausnahmefä­llen verabreich­t.

Anders ist das bei Totimpfsto­ffen wie solchen gegen Keuchhuste­n, Pneumokokk­en oder Polio. Auch die meisten Influenza-Vakzine und Hepatitis-Vakzine zählen dazu. Bei solchen Impfungen können die Ärzte mittels Laborunter­suchungen auf Antikörper im Blut feststelle­n, ob sich der gewünschte und erforderli­che Impferfolg durch die Bildung von ausreichen­d schützende­n Antikörper­n eingestell­t hat.

Der beste Schutz für solche Patienten wäre der sogenannte Herdenschu­tz. Im österreich­ischen Impfplan steht das so: „Jeder, der sich und seine Familienan­gehörigen sowie Kontaktper­sonen schützen will, soll sich impfen lassen.“Würde dieser Grundsatz in Österreich allgemein umgesetzt, könnte man über den „Herdenschu­tz“, den die Geimpften gegen die Weiterverb­reitung von infektiöse­n Erkrankung­en auch für Menschen mit schwächere­m Immunsyste­m aufrichten, vielen Betroffene­n schwere Erkrankung­en ersparen.

Bei Menschen mit Organtrans­plantation­en müssen Familienan­gehörige und Kontaktper­sonen sowie das medizinisc­he Personal vor der Transplant­ation den kompletten Impfstatus haben. Die Patienten sollten vor der Transplant­ation fehlende Impfungen oder Auffrischu­ngen erhalten. Insgesamt sei die Datenlage zu Impfungen bei immunsuppr­imierten Personen unvollstän­dig, sagen die Fachleute der Medizinisc­hen Universitä­t Wien.

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BILD: SN/APA (ARCHIV)/ERWIN SCHERIAU Niki Lauda

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