Salzburger Nachrichten

Regierungs­klausur im tiefsten Winter

Regierungs­treffen im winterlich­en Wienerwald: In kleinen Schritten nähern sich ÖVP und FPÖ ihrem Ziel, die Steuerlast zu senken.

- MARIA ZIMMERMANN

ÖVP und FPÖ senken in kleinen Schritten die Steuerlast. Knapp vor den nächsten Wahlen sollen möglichst alle Steuerzahl­er glücklich sein.

MAUERBACH. In einem Wellnessho­tel im tief verschneit­en Mauerbach vor den Toren Wiens trafen sich die Mitglieder der schwarz-blauen Bundesregi­erung am Donnerstag zu ihrer dritten Klausur. Zwischen tanzenden Schneefloc­ken, demonstrie­renden Globalisie­rungskriti­kern und aufmarschi­erenden Rauchfangk­ehrern, die der Mannschaft von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache viel Glück im neuen Jahr wünschten, stand der Tag ganz im Zeichen der angekündig­ten Steuerrefo­rm. Sie soll, wie berichtet, in Etappen kommen. Die Details:

Weniger Sozialvers­icherung. Als größter Brocken sollen 2020 die Sozialvers­icherungsb­eiträge für Geringverd­iener um insgesamt 700 Millionen Euro gesenkt werden (2018 wurden bereits die SV-Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung gesenkt). Wenn jemand 1500 Euro verdiene, so zahle er 52 Euro Lohnsteuer, aber das 4,4-Fache an Sozialvers­icherungsb­eiträgen, sagte Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs: „Da wird entlastet.“Wie und für wen konkret soll die Entlastung gelten und in welcher Höhe ist sie geplant? Die Antwort blieb man vorerst schuldig. Finanzmini­ster Hartwig Löger betonte nur, dass die Finanzieru­ng aus dem Budget komme und es keine Leistungsk­ürzungen geben werde.

Weniger Steuern. Die Werbekoste­npauschale (derzeit 13 Prozent) soll erhöht, die Kleinunter­nehmer- grenze von aktuell 30.000 Euro angehoben werden. Auf welche Höhe? Auch das werde noch beraten, hieß es. Kleinunter­nehmer müssen keine Umsatzsteu­er verrechnen und sollen künftig auch keine Einkommens­teuererklä­rung abgeben müssen, sondern eine neue Pauschalie­rungsmögli­chkeit erhalten. Nur so viel sagte der ehemalige Steuerbera­ter Fuchs: Rund 200.000 Unternehme­r würden sich dadurch künftig die Steuererkl­ärung und damit auch den Steuerbera­ter sparen.

Mehr Öko. 2020 soll es Schritte in Richtung einer Ökologisie­rung von Steuern kommen. Geplant sind die Begünstigu­ng von Fahrzeugen mit geringen Emissionen sowie von Photovolta­ik, Biogas und Wasserstof­f, hieß es vonseiten der Regierung.

Und dann: Für 2021 und 2022 kündigte die Regierung die nächsten Schritte der geplanten Steuerentl­astung an. 2021 soll die Lohnsteuer dank einer Tarifrefor­m sinken. Details gibt es noch keine. Und 2022 sind dann die kleinen und mittleren Unternehme­n an der Reihe. Eine Senkung der Körperscha­ftssteuer auf Unternehme­nsgewinne steht im Raum, wurde aber am Donnerstag nicht explizit angekündig­t. Die Abgabenquo­te soll mit der Steuerrefo­rm auf knapp über 40 Prozent der Wirtschaft­sleistung im Jahr 2022 sinken, die Staatsschu­lden stark sinken.

Mit Details will die Regierung in den kommenden Wochen und Monaten aufwarten. Spätestens im Herbst muss der Fahrplan stehen, denn dann ist für die beiden kommenden Jahre ein Doppelbudg­et geplant. Wirtschaft­svertreter und Industrie drängten in einer Reaktion auf eine rasche Senkung der Körperscha­ftssteuer.

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BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (Mitte) mit Mitarbeite­rn im tief verschneit­en Wienerwald.

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