Das Veruneinigte Königreich
Streit über EU-Frage spaltet Großbritannien. Es ist kein Ausweg in Sicht.
Was sich derzeit im Königreich abspielt, kann nur als Farce bezeichnet werden. Die politische Klasse versagt auf allen Ebenen. Anstatt alle Anstrengungen zu bündeln und für die Herkulesaufgabe Brexit eine Kompromisslösung zu finden, die auch die völlig gespaltene Bevölkerung befrieden könnte, führen die Abgeordneten ohne Rücksicht auf das Wohl des Volks Diskussionen, die die Stimmung nur noch weiter aufheizen. Ohnehin hört niemand mehr der anderen Seite zu. Ob Europafreund mit dem Wunsch nach einem zweiten Referendum, Befürworter eines sanften Brexit oder EU-skeptischer Hardliner – jeder predigt nur noch in der eigenen Blase, in der die Anhänger in ihren jeweiligen Meinungen bestätigt werden.
Häufig bestehen die Versprechen und Forderungen keinem Realitätstest. Zugeständnisse gibt es ohnehin nicht, stattdessen nimmt die Wut unter den Politikern wie auch Bürgern zu, wie die chaotischen Szenen diese Woche im und vor dem Parlament gezeigt haben. Dabei könnte das Land im Grunde zufrieden über die jüngste Errungenschaft sein. Mit der Entscheidung der Abgeordneten, dass die Regierung nach einer Ablehnung des Brexit-Vertrags innerhalb von drei Sitzungstagen einen Plan B präsentieren muss, hat sich das Parlament die Kontrolle über das Prozedere zurückerobert und damit genau das getan, was Brexit-Unterstützer seit Jahren fordern. Das Brexit-Votum hat das Land in eine tiefe Krise gestürzt und niemand weiß, wie diese überwunden werden kann.