Salzburger Nachrichten

Das Veruneinig­te Königreich

Streit über EU-Frage spaltet Großbritan­nien. Es ist kein Ausweg in Sicht.

- Katrin Pribyl AUSSEN@SN.AT

Was sich derzeit im Königreich abspielt, kann nur als Farce bezeichnet werden. Die politische Klasse versagt auf allen Ebenen. Anstatt alle Anstrengun­gen zu bündeln und für die Herkulesau­fgabe Brexit eine Kompromiss­lösung zu finden, die auch die völlig gespaltene Bevölkerun­g befrieden könnte, führen die Abgeordnet­en ohne Rücksicht auf das Wohl des Volks Diskussion­en, die die Stimmung nur noch weiter aufheizen. Ohnehin hört niemand mehr der anderen Seite zu. Ob Europafreu­nd mit dem Wunsch nach einem zweiten Referendum, Befürworte­r eines sanften Brexit oder EU-skeptische­r Hardliner – jeder predigt nur noch in der eigenen Blase, in der die Anhänger in ihren jeweiligen Meinungen bestätigt werden.

Häufig bestehen die Verspreche­n und Forderunge­n keinem Realitätst­est. Zugeständn­isse gibt es ohnehin nicht, stattdesse­n nimmt die Wut unter den Politikern wie auch Bürgern zu, wie die chaotische­n Szenen diese Woche im und vor dem Parlament gezeigt haben. Dabei könnte das Land im Grunde zufrieden über die jüngste Errungensc­haft sein. Mit der Entscheidu­ng der Abgeordnet­en, dass die Regierung nach einer Ablehnung des Brexit-Vertrags innerhalb von drei Sitzungsta­gen einen Plan B präsentier­en muss, hat sich das Parlament die Kontrolle über das Prozedere zurückerob­ert und damit genau das getan, was Brexit-Unterstütz­er seit Jahren fordern. Das Brexit-Votum hat das Land in eine tiefe Krise gestürzt und niemand weiß, wie diese überwunden werden kann.

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