Das Essen kommt mit dem Skidoo
Die Versorgung von Tausenden eingeschneiten Personen ist eine große Herausforderung.
SALZBURG. Die heftigen Schneefälle der vergangenen Tage haben dazu geführt, dass Tausende Menschen in Österreich von der Außenwelt abgeschnitten sind. Mehr als 2250 Personen sind in der Steiermark betroffen. In Salzburg sind es etwa 1200, in Oberösterreich rund 1200. Aber auch in Tirol und Vorarlberg sind etliche Orte, vor allem auf dem Arlberg und im Bregenzerwald, nicht mehr erreichbar.
Für die Einsatzkräfte ist das eine enorme Herausforderung. Sie müssen die Menschen mit Essen, Medikamenten und Treibstoff versorgen. „Die Einsatzkräfte sind dabei körperlich gefordert, die betroffenen Bewohner zunehmend psychisch. Das Kriseninterventionsteam ist daher im Einsatz“, sagt der steirische Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer.
Da die Versorgung aus der Luft wegen schlechter Sichtverhältnisse kaum möglich ist, werden Lebensmittel und Treibstoff zum Teil mit Skidoos in die abgeschnittenen Regionen gebracht. Vor allem in Orten, die schon länger nicht mehr erreichbar sind, gibt es bereits Engpässe. In einigen Gemeinden wird die Stromversorgung mit Notstromaggregaten aufrechterhalten. Aber auch die laufen nur, solange es Diesel gibt. Die Einsatzkräfte hoffen nun auf eine kurzfristige Wetterbesserung am Freitag, wodurch Versorgungsflüge mit Helikoptern möglich sein sollen. Für Freitag stehen in der Steiermark drei Bundesheer-Hubschrauber des Typs Alouette III sowie eine AB-212 bereit.
Immer wieder kommt es durch die Schneefälle zu Beschädigungen der Stromleitungen. In der Nacht auf Donnerstag waren in Oberösterreich zwischen 500 und 2000 Haushalte ohne elektrische Energie gewesen. Auch in Niederösterreich waren am frühen Donnerstagnachmittag rund 880 Haushalte ohne Stromversorgung. Der Bildungsund Servicereferent des Österreichischen Zivilschutzverbands, Johann Sommer, weist darauf hin, dass ein moderner Haushalt ohne Strom kaum noch funktioniert. Ohne elektrische Energie gebe es keine Kochmöglichkeit, kein Licht, kein Internet, kein Fernsehen, kein Radio und auch viele moderne Heizanlagen funktionierten nicht mehr. Wer dann keinen Zusatzofen im Haus oder der Wohnung hat, kann sich gegen die Kälte nur noch warm anziehen.
Der Zivilschutzverband ruft die Bevölkerung auf, für derartige Situationen vorzusorgen. So wird dazu geraten, pro Person und Tag 1,5 Liter Trinkwasser zu lagern. Außerdem soll Nahrung von 2500 Kalorien pro Person und Tag (Mehl, Zucker, Konserven usw.) vorhanden sein. Wichtig ist auch eine stromunabhängige Kochgelegenheit (Esbit-Kocher oder Brennpaste). Dazu kommen Taschenlampen, Kerzen und eine gut ausgestattete Hausapotheke. In Vorarlberg wiederum hat das Rote Kreuz in den eingeschneiten Orten Rettungsfahrzeuge mit ausgebildeten Notfallsanitätern stationiert, um bei akuten Erkrankungen oder Notfällen die Versorgung gewährleisten zu können. Wie notwendig das ist, zeigt das Beispiel der Vorarlberger Gemeinde Warth. Hier mussten die Sanitäter bereits Unfallwunden und einen internen Notfall versorgen. „Für mehrere Patienten, die kontinuierlich überwacht werden müssen, wurde ein kleines Lazarett in kurzer Zeit eingerichtet“, so Rotkreuzdienststellenleiter Markus Schlichte, Abteilung Bregenzerwald. Nach einer kurzen Wetterberuhigung schneit es in den kommenden Tagen erneut an der Alpennordseite. Das geht aus der Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik vom Donnerstag hervor.
Am Freitag soll jedenfalls während der Vormittagsstunden die Sonne neben ein paar dichteren Wolken häufiger scheinen. Lediglich im nördlichen Alpenvorland schneit es örtlich leicht. Am Nachmittag werden die Wolken aber wegen einer Störung aus Nordwesten wieder dichter. Bis zum Abend setzt von Vorarlberg entlang der Alpennordseite sowie im Norden und Osten Schneefall bis in tiefe Lagen ein. Diese sollen dann zumindest bis zum Dienstag andauern.
Auch in Niederösterreich hofft man heute, Freitag, auf besseres Wetter, um aus der Luft nach zwei in Lilienfeld vermissten Tourengehern zu suchen. Alpinpolizist Michael Hochgerner sagte: Sollte es zu einem Hubschraubereinsatz kommen, wolle man versuchen, die Tourengeher mithilfe des sogenannten Recco-Systems zu orten. Die Männer dürften einen entsprechenden Reflektor auf die Tour mitgenommen haben.