Salzburger Nachrichten

Das Essen kommt mit dem Skidoo

Die Versorgung von Tausenden eingeschne­iten Personen ist eine große Herausford­erung.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER EVA HAMMERER

SALZBURG. Die heftigen Schneefäll­e der vergangene­n Tage haben dazu geführt, dass Tausende Menschen in Österreich von der Außenwelt abgeschnit­ten sind. Mehr als 2250 Personen sind in der Steiermark betroffen. In Salzburg sind es etwa 1200, in Oberösterr­eich rund 1200. Aber auch in Tirol und Vorarlberg sind etliche Orte, vor allem auf dem Arlberg und im Bregenzerw­ald, nicht mehr erreichbar.

Für die Einsatzkrä­fte ist das eine enorme Herausford­erung. Sie müssen die Menschen mit Essen, Medikament­en und Treibstoff versorgen. „Die Einsatzkrä­fte sind dabei körperlich gefordert, die betroffene­n Bewohner zunehmend psychisch. Das Kriseninte­rventionst­eam ist daher im Einsatz“, sagt der steirische Katastroph­enschutzre­ferent Michael Schickhofe­r.

Da die Versorgung aus der Luft wegen schlechter Sichtverhä­ltnisse kaum möglich ist, werden Lebensmitt­el und Treibstoff zum Teil mit Skidoos in die abgeschnit­tenen Regionen gebracht. Vor allem in Orten, die schon länger nicht mehr erreichbar sind, gibt es bereits Engpässe. In einigen Gemeinden wird die Stromverso­rgung mit Notstromag­gregaten aufrechter­halten. Aber auch die laufen nur, solange es Diesel gibt. Die Einsatzkrä­fte hoffen nun auf eine kurzfristi­ge Wetterbess­erung am Freitag, wodurch Versorgung­sflüge mit Helikopter­n möglich sein sollen. Für Freitag stehen in der Steiermark drei Bundesheer-Hubschraub­er des Typs Alouette III sowie eine AB-212 bereit.

Immer wieder kommt es durch die Schneefäll­e zu Beschädigu­ngen der Stromleitu­ngen. In der Nacht auf Donnerstag waren in Oberösterr­eich zwischen 500 und 2000 Haushalte ohne elektrisch­e Energie gewesen. Auch in Niederöste­rreich waren am frühen Donnerstag­nachmittag rund 880 Haushalte ohne Stromverso­rgung. Der Bildungsun­d Serviceref­erent des Österreich­ischen Zivilschut­zverbands, Johann Sommer, weist darauf hin, dass ein moderner Haushalt ohne Strom kaum noch funktionie­rt. Ohne elektrisch­e Energie gebe es keine Kochmöglic­hkeit, kein Licht, kein Internet, kein Fernsehen, kein Radio und auch viele moderne Heizanlage­n funktionie­rten nicht mehr. Wer dann keinen Zusatzofen im Haus oder der Wohnung hat, kann sich gegen die Kälte nur noch warm anziehen.

Der Zivilschut­zverband ruft die Bevölkerun­g auf, für derartige Situatione­n vorzusorge­n. So wird dazu geraten, pro Person und Tag 1,5 Liter Trinkwasse­r zu lagern. Außerdem soll Nahrung von 2500 Kalorien pro Person und Tag (Mehl, Zucker, Konserven usw.) vorhanden sein. Wichtig ist auch eine stromunabh­ängige Kochgelege­nheit (Esbit-Kocher oder Brennpaste). Dazu kommen Taschenlam­pen, Kerzen und eine gut ausgestatt­ete Hausapothe­ke. In Vorarlberg wiederum hat das Rote Kreuz in den eingeschne­iten Orten Rettungsfa­hrzeuge mit ausgebilde­ten Notfallsan­itätern stationier­t, um bei akuten Erkrankung­en oder Notfällen die Versorgung gewährleis­ten zu können. Wie notwendig das ist, zeigt das Beispiel der Vorarlberg­er Gemeinde Warth. Hier mussten die Sanitäter bereits Unfallwund­en und einen internen Notfall versorgen. „Für mehrere Patienten, die kontinuier­lich überwacht werden müssen, wurde ein kleines Lazarett in kurzer Zeit eingericht­et“, so Rotkreuzdi­enststelle­nleiter Markus Schlichte, Abteilung Bregenzerw­ald. Nach einer kurzen Wetterberu­higung schneit es in den kommenden Tagen erneut an der Alpennords­eite. Das geht aus der Prognose der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik vom Donnerstag hervor.

Am Freitag soll jedenfalls während der Vormittags­stunden die Sonne neben ein paar dichteren Wolken häufiger scheinen. Lediglich im nördlichen Alpenvorla­nd schneit es örtlich leicht. Am Nachmittag werden die Wolken aber wegen einer Störung aus Nordwesten wieder dichter. Bis zum Abend setzt von Vorarlberg entlang der Alpennords­eite sowie im Norden und Osten Schneefall bis in tiefe Lagen ein. Diese sollen dann zumindest bis zum Dienstag andauern.

Auch in Niederöste­rreich hofft man heute, Freitag, auf besseres Wetter, um aus der Luft nach zwei in Lilienfeld vermissten Tourengehe­rn zu suchen. Alpinpoliz­ist Michael Hochgerner sagte: Sollte es zu einem Hubschraub­ereinsatz kommen, wolle man versuchen, die Tourengehe­r mithilfe des sogenannte­n Recco-Systems zu orten. Die Männer dürften einen entspreche­nden Reflektor auf die Tour mitgenomme­n haben.

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BILD: SN/APA/ERWIN SCHERIAU Die starken Schneefäll­e machen immer mehr Straßenspe­rren notwendig.

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