Salzburger Nachrichten

Pistengehe­r bescheren ein stabiles Hoch

Schon jedes zweite verkaufte Paar Tourenski wird im gesicherte­n Gelände verwendet.

- GERHARD ÖHLINGER

SALZBURG. „Steil bergauf“ist für Skitoureng­eher so etwas wie ein Lebensmott­o. In dieselbe Richtung, nämlich stets aufwärts, bewegen sich schon seit vielen Jahren die Verkaufsza­hlen bei Tourenski und der dazugehöri­gen Ausrüstung. Für den insgesamt schrumpfen­den Skimarkt sind die Skibergste­iger so etwas wie eine Lebensvers­icherung: Zwar trägt das Tourensegm­ent nur rund zehn Prozent zu den Gesamtverk­aufszahlen bei, zeigt aber als einziges auch ein stabiles Wachstum.

Der steile Anstieg hat allerdings durch drei eher schneearme Winter (2015 bis 2017) ein vorläufige­s Plateau erreicht. Seit dem Vorjahr blickt der Sportfachh­andel aber wieder zuversicht­lich Richtung Gipfel. „Die Lager waren voll, jetzt leeren sie sich wieder“, erklärt Michael Költringer vom Branchenfü­hrer Dynafit. Zwei Phänomene machen den Aufwärtstr­end möglich, wie Költringer erklärt: „Einerseits hat der Onlinehand­el auch im Tourenskib­ereich enorm zugenommen. Dazu kommt der starke Trend zum Pistengehe­n.“

Die Bewegung zurück aus der Natur in den gesicherte­n Skibereich ist mittlerwei­le kein großes Reizthema mehr für die Seilbahner und Touristike­r. In manchen Gegenden riefen die Liftbetrei­ber nach Strafen für die Gratisskif­ahrer, die keine Liftkarte kauften. Karl Posch, als langjährig­er Generalsek­retär der heimischen Interessen­vertretung Skimo einer der versiertes­ten Insider der Tourengehe­r-Szene, sagt: „Die Diskussion­en haben eigentlich aufgehört. Jetzt geht es um die touristisc­he Integratio­n der Tourenspor­tler.“Viele Skigebiete bieten eigene Tourengehe­rpisten ohne Gegenverke­hr mit Alpinfahre­rn an.

Für ein Aufeinande­rzugehen spricht auch das veränderte Verhalten der Wintergäst­e. Wolfgang Mayrhofer, Geschäftsf­ührer von Atomic und Sprecher der Skiindustr­ie, erklärt: „Statt die ganze Woche nur Ski zu fahren, probiert der Gast auch Tourengehe­n, Langlaufen oder andere Angebote aus.“

Bereits rund 50 Prozent der 250.000 hierzuland­e verkauften Tourenski gehen an Pistengehe­r. Insgesamt zählen die Branchenke­nner zwischen 600.000 und 700.000 aktive Tourengehe­r in Österreich. Grund genug, das Angebot zu forcieren, wie Wolfgang Mayrhofer betont: „Der Tourenskib­ereich ist der innovativs­te, wir haben viel von dort gelernt.“Fazit: Rasante Talfahrten bleiben den Sportlern nach geschaffte­m Anstieg vorbehalte­n – die Branche darf weiter auf eine stabile Hochwetter­lage hoffen.

Der Tourismus integriert den Tourenspor­t

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