Frau Holle spielt verrückt: Dieser Winter hält den Weltcup in Atem
Zu viel Schnee in Österreich. Zu wenig in Italien. Und Dresden musste für einen Langlauf-Event entlang des Elbufers überhaupt Kunstschnee produzieren. Der Weltcup der alpinen und nordischen Skisportler kämpft mit Turbulenzen.
St. Anton bleibt das Wetterpech treu. Drei Jahre nachdem die Damenrennen wegen Schneemangels abgesagt werden mussten, kam diesmal das K.o. für die ArlbergKandahar-Rennen wegen zu viel Schnees. Die extreme Winterwetterlage führte dazu, dass die für das kommende Wochenende geplant gewesenen Abfahrten und Super G aus Sicherheitsgründen gestrichen werden mussten.
Was die einen zu viel haben, haben andere zu wenig: An der Alpensüdseite gab es zuletzt kaum Niederschläge. Vielerorts ist sattes Grün statt weißes Gold zu sehen. Die SN haben zusammengefasst, wie die aktuellen Schneelagen den Ski-Weltcup in Atem halten.
St. Anton
Insgesamt bis zu vier Meter Neuschnee haben das Weltcup-Comeback der Ski-Damen nach sechs Jahren am Arlberg verhindert. 120.000 Kubikmeter Schnee wurden bis Mittwoch aus der Piste geschafft. Letztlich umsonst, denn die Sicherheit der Pistenarbeiter war durch die hohe Lawinengefahr nicht gewährleistet. Als Ersatzort für die Abfahrt springt Cortina d’Ampezzo ein, wo nun von Freitag bis Sonntag nächster Woche zwei Abfahrten und ein Super G stattfinden. Die sind gesichert, denn viel Schnee kennt man in Südtirol in diesen Tagen nur von Erzählungen. Schon am Dienstag steigt am Kronplatz ein Riesentorlauf. Wo der Super G nachgetragen wird, steht noch nicht fest. Die wahrscheinlichste Variante bietet sich in GarmischPartenkirchen, wo von 25. bis 27. Jänner ebenfalls ein Speed-Triple in Szene gehen könnte.
Adelboden
Da die Technikrennen am Wochenende gesichert sind, ist ein anderes Rennen dort das Thema: die Disqualifikation von Stefan Luitz. Der Skiweltverband FIS hat dem Deutschen seinen Sieg im Riesentorlauf von Beaver Creek wegen des unerlaubten Einatmens von Flaschensauerstoff aberkannt, womit Marcel Hirscher als siebenfacher Saisonsieger in die Schweiz reist (siehe Kommentar). Dort vermelden die Organisatoren „alles im grünen Bereich“. Zwar nicht grün, aber mit weit weniger Schnee bedeckt als etwa in Österreich sind nämlich die Pisten in Adelboden. Am Samstag steigt am Chuenisbärgli der Riesentorlauf, am Sonntag der Slalom.
Auch Kombination, Abfahrt und Slalom in Wengen nächstes Wochenende sind nicht in Gefahr. Der Niederschlag hält sich in Grenzen.
Predazzo
Grüne Wiesen und weiße Schneebänder prägen das Bild im Val di Fiemme. Österreichs Skispringer reisten am Donnerstag nach Predazzo, wo am Wochenende zwei Einzelbewerbe auf dem Programm stehen. Nachdem Markus Schiffner im Kontinentalcup den Quotenplatz für Österreich gesichert hat, wird das Team von Cheftrainer Andreas Felder in der nächsten Weltcupperiode wieder mit sieben Adlern am Start sein. Angeführt wird das ÖSV-Team von Stefan Kraft, der in den vergangenen vier Bewerben drei Mal auf dem Stockerl landete. Mit dabei ist auch der 20-jährige Salzburger Jan Hörl, der zuletzt bei der Vierschanzentournee gute Leistungen gezeigt hat.
Ebenfalls im Val di Fiemme sind die nordischen Kombinierer im Einsatz. Die Schanze ist für die beiden Einzelbewerbe heute, Freitag, und am Sonntag sowie den Teamsprint am Samstag sprungfertig, die Langlaufloipe konnte nur mithilfe von Kunstschnee aus den umliegenden Schneedepots gespurt werden.
Bischofshofen
Eine Woche nach dem Tourneefinale ist der SC Bischofshofen Gastgeber des Kontinentalcups, der zweiten Skisprung-Liga. Allerdings kam allein in den letzten beiden Tagen ein Meter Neuschnee dazu, was die Durchführung erschwert. Oder gar unmöglich macht? „Wir probieren alles und planen jetzt am Samstag zwei Bewerbe, einen rund um Mittag und ein Nachtspringen“, sagte Schanzenwart Adolf Wagner den SN. Aber nur, wenn es die Sicherheit zulasse. Am Sonntag findet definitiv kein Bewerb statt. Prominentester Teilnehmer am Bischofshofener Kontinentalcup ist Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer, der nach seiner Auszeit ein Comeback versucht. Die Witterungsbedingungen vereinfachen es dem ÖSV-Star nicht unbedingt.
Oberhof
Im Thüringer Wald ist der Schnee nicht ganz so üppig gefallen wie in den nördlichen Alpen. Die Organisatoren des Biathlon-Weltcups haben daher vorsorglich auf Zweitverwertung gesetzt und weiße Pracht vom Stadionbewerb in der Arena auf Schalke als Basis für ihre Loipen verwendet. Obendrauf schneite es genug für eine winterliche Landschaft. Zum Auftakt der Rennen kam Österreichs beste Läuferin Lisa Hauser am Donnerstag gut mit den Bedingungen zurecht und lief im Sprint ohne Schießfehler auf den elften Platz. Der Sieg ging an die Italienerin Lisa Vittozzi. Heute, Freitag (14.30/live in ORF Sport +), folgt der Sprint der Herren.
Dresden
Nach dem Auftakterfolg im vergangenen Winter kommen die besten Skilangläufer der Welt am Wochenende erneut nach Dresden. Entlang der Elbe wird um Weltcuppunkte in der freien Technik gesprintet. Dafür ist allerdings ein enormer logistischer Aufwand notwendig: Gestern, Donnerstag, wurde der Kunstschnee, der seit Anfang Dezember auf dem Gelände des Dresdner Flughafens produziert wurde, per Lkw zum Elbufer gefahren und mit schwerem Gerät ausgebreitet. Heute drehen die Athleten – in einer Höhenlage von 112 Metern über dem Meeresspiegel – ihre ersten Trainingsrunden. ÖSV-Aushängeschild Teresa Stadlober ist in Dresden nicht am Start. Rot-weißroter Hoffnungsträger bei den Herren ist Dominik Baldauf, der eine starke Tour de Ski gelaufen ist.