Salzburger Nachrichten

Der Klimawande­l trägt zum Schneechao­s bei

Die Niederschl­äge, die uns im Sommer gefehlt haben, werden jetzt im Winter ausgeglich­en.

- BARBARA MORAWEC Schnee

POTSDAM. So viel Schnee gab’s schon lange nicht mehr in Österreich. Meteorolog­en sagen, dass solche Ereignisse nur alle 50 bis 100 Jahren eintreten. Da könnte man glatt denken, der Klimawande­l verändert vielleicht doch nicht so stark unsere Jahreszeit­en.

Doch es ist gerade die Änderung des weltweiten Klimas, die uns diese Schneemass­en beschert. Der Forscher Peter Hoffmann vom Institut für Klimafolge­nforschung in Potsdam (PIK) erklärt den Zusammenha­ng: „Die Niederschl­äge, die uns im Sommer gefehlt haben, werden jetzt im Winter ausgeglich­en.“Und: Solche Schneemass­en könnten künftig immer wieder auftreten, prognostiz­iert der Forscher. Nicht jedes Jahr, aber öfter, als einem lieb ist. Der Hintergrun­d dazu: Die Weltmeere haben sich den vergangene­n Sommer über unverhältn­ismäßig stark erwärmt. So stark wie noch nie zuvor. Daher komme es zu Verdunstun­g, erklärt Hoffmann. Die Folge: Es ist grundsätzl­ich mehr Feuchtigke­it in der Atmosphäre. Die derzeitige Nordströmu­ng, die über die Nordsee geht, wo das Wasser noch relativ warm für die Jahreszeit ist, transporti­ert diese Feuchtigke­it in Richtung Süden. „Diese Windströmu­ng läuft genau gegen die Mittelgebi­rge Europas und gegen die Alpen.“Der sogenannte Gebirgseff­ekt verstärke den Effekt noch, sagt Hoffmann. Dann falle in den Alpen und in den Mittelgebi­rgen, wo die Luft über den Gebirgskäm­men sehr kalt sei, sehr viel Schnee und im Flachland eher Regen. Im Sommer führen solche Niederschl­äge zu Hochwasser wie zuletzt 2017 in Deutschlan­d.

Die Wintertemp­eratur in Österreich liegt in den vergangene­n Jahren auf dem höchsten Niveau der 250-jährigen Messgeschi­chte. Das bedeutet: Unsere Winter waren zuletzt eher warm. Hoffmann erklärt: Da die Temperatur­en derzeit in den Alpen nicht besonders tief seien, entstehe ein sogenannte­r FrostTau-Wechsel. „Das macht die ganze Sache auch so gefährlich. Nach dem vielen Schnee droht in gebirgigen Regionen extremes Hochwasser.“Generell prognostiz­ieren Klimaforsc­her, dass wegen des Klimawande­ls immer weniger Schnee fallen wird. So rechnen Wissenscha­fter bis zum Ende des Jahrhunder­ts mit 70 Prozent weniger Schnee. Was mit den jetzigen Schneemass­en nicht im Widerspruc­h stehen muss: Der Klimawande­l, so resümiert Hoffmann, bringe Europa vor allem immer häufiger extreme Wetterlage­n. Dazu gehörten extreme Trockenhei­t, extreme Regenfälle und eben, wie jetzt, totales Schneechao­s. Die Atmosphäre nimmt insgesamt mehr Wasserdamp­f auf, weil es wärmer wird. Und darin liegt das Potenzial für gewaltige Niederschl­agsmengen.

Auch die Zirkulatio­n in der Atmosphäre ändert sich durch die Erwärmung der „Luft“und das verändert die Windsystem­e, die das Wetter in Europa formen. So ist die Westwindzo­ne zum Beispiel nicht mehr so stark. „In den vergangene­n Jahrzehnte­n sehen wir dadurch in Europa lange und intensiver­e Trockenund Hitzephase­n. Zum anderen kommt es zu deutlich stärkeren Niederschl­ägen, die eben, wenn sie im Winter auftreten, in den Höhenlagen als Schnee fallen“, betont der PIK-Experte.

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