Salzburger Nachrichten

Rom-Dekret schont Bischof Schwarz

Knalleffek­t in Kärnten: Der vom Vatikan eingesetzt­e Apostolisc­he Visitator Franz Lackner soll ab Montag vieles, aber nicht vorrangig die schweren Vorwürfe gegen seinen Bischofsko­llegen Alois Schwarz prüfen. In der Diözese brodelt es.

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KLAGENFURT, SALZBURG. Die Gläubigen in der Diözese Gurk-Klagenfurt haben der Katholisch­en Kirche gerade deutlich gezeigt, was sie von ihr halten: Die Zahl der Austritte 2018 ist im Vergleich zum Jahr davor um 16,8 Prozent gestiegen, wie vor drei Tagen bekannt wurde. Grund für diesen markanten Anstieg könnten die Vorwürfe gegen den früheren Bischof Alois Schwarz sein. Es geht um Misswirtsc­haft, Begünstigu­ng, Untreue – und die Gerüchte um die Beziehung zu einer Frau und Mitarbeite­rin.

Aufgedeckt und in die Öffentlich­keit gebracht hat diese Missstände das Domkapitel unter der Führung von Engelbert Guggenberg­er – gegen den Wunsch des Vatikans. Auf das Rumoren in Kärnten hat Rom am 18. Dezember reagiert. Die Bischofsko­ngregation beauftragt­e den Salzburger Erzbischof Franz Lackner, als Apostolisc­her Visitator Licht ins Dunkel zu bringen.

Jetzt die Ernüchteru­ng: Am Freitag wurde bekannt, was in Lackners Dekret steht. Er soll sich in erster Linie die Zeit der Sedisvakan­z ansehen – also die Monate nach der Ära Schwarz, der im Sommer nach St. Pölten (straf)versetzt wurde. Demnach werden die ihm vorgeworfe­nen Verfehlung­en bestenfall­s ein Teil von Lackners Nachforsch­ungen sein. In den Fokus wird hingegen „Aufdecker“Guggenberg­er rücken.

Visitator Lackner meldete sich Freitagnac­hmittag bei den SN: „Der Auftrag, der mir mittels päpstliche­m Dekret erteilt wurde, lautet: ,Den Zustand der Diözese Gurk-Klagenfurt in Bezug auf die katholisch­e Lehre und Leitung in Augenschei­n zu nehmen‘, d. h. die tiefer liegenden Gründe, die zur gegenwärti­gen Verwirrung führten, zu erforschen und dem Hl. Stuhl zu berichten. Die Visitation betrifft das Ganze, auch das Wirken der jetzigen Kirchenlei­tung in Kärnten. In Abstimmung mit der Bischofsko­ngregation in Rom wurde der Prüfungsze­itraum ab 2008 festgelegt.“Seine Arbeit werde er am Montag aufnehmen. Lackner: „Mein Dienst gilt der Diözese Gurk-Klagenfurt für eine gute Zukunft der Kirche in Kärnten. Diesem Anliegen müssen alle dienen.“Erstaunt bis erbost zeigen sich Kirchen-Insider in Kärnten. „Der Villacher Fasching hat noch gar nicht begonnen und wir bekommen so ein Kabarett geliefert“, klagt einer und vermutet hinter dem Prüfauftra­g eine „Nebelgrana­te“, welche versuchen soll, die mutmaßlich­en Fehler von Bischof Schwarz zu verdecken.

Nachdem die interimist­ische Kirchenfüh­rung in Kärnten an einer transparen­ten Aufklärung der Vorwürfe interessie­rt ist, werde man mit Franz Lackner am Montag zu allererst den Inhalt der Visitation und den Umfang der Prüfung besprechen, hieß es.

Bestätigt ist indes, dass mit dem Vorarlberg­er Bischof Benno Elbs ein weiterer Oberhirte in Lackners „Ermittlert­eam“sein wird, was als durchaus unüblich gilt.

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BILD: SN/APA In der Kritik: Alois Schwarz.

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