Eine Kerze, die an beiden Enden brennt
Der schon fünfte Fall für Jan Josef Liefers in der Rolle des Berliner Rechtsanwalts Joachim Vernau beginnt in New York. In einem Spital erwacht der ramponierte Vernau und kann sich zunächst an nichts erinnern. Wir Zuschauer erfahren mehr – vom vorangegangenen Besuch der jungen Rachel Cohen (Mercedes Müller) in seiner Kanzlei. Sie ist aus New York nach Berlin gekommen, um herauszufinden, was in einem Sommer Anfang der 1990er-Jahre an der Universität Boston passiert ist. Damals hatte auch Vernau in Neuengland studiert und war, wie drei andere Kommilitonen, in Rachels verstorbene Mutter verliebt. Als es einen Toten gibt und Rachel verschwindet, wird Vernau in eine Morduntersuchung verwickelt. Die Spuren führen ihn nach New York und Boston. Was ist damals wirklich geschehen? Wer will vermeiden, dass nach so vielen Jahren die Wahrheit ans Licht kommt? In oft sprunghaften Rückblenden wird diese Geschichte aufbereitet. Die Handlung dieses Films gleicht in vielerlei Beziehung einer Kerze, die an beiden Enden gleichzeitig brennt.
Das Besondere an den Vernau-Kriminalfilmen ist ihr in allen Belangen präsenter Hauptdarsteller. Jan Josef Liefers, sonst im Münsteraner „Tatort“als exaltierter Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne neben Axel Prahl zu sehen, erfüllt hier seine zweite Serienrolle mit einigem Punch. Auch seine Partnerin in der Kanzlei, Stefanie Stappenbeck, hat eine andere Serienrolle – neben Florian Martens in „Ein starkes Team“.
Bisher wurden die Vernau-Romane Elisabeth Herrmanns von Carlo Rola verfilmt. Dessen überraschender Tod 2016 hatte eine dreijährige Pause zur Folge, die nun mit „Totengebet“überzeugend beendet wird.
Totengebet, Montag ab 20.15 Uhr im ZDF.