Mächtige Monopole gibt es nicht nur im Reich der Mitte
In China regiert der Staat in der Wirtschaft beinhart mit. Mit der Digitalisierung entstehen aber auch im Westen neue Monopole.
China und der Westen – das ist eine schwierige Beziehung, eine eigenartige Hassliebe. Beide brauchen einander, aber beide verachten einander in gewisser Weise. In Peking lächelt die politische Führung darüber, wie sich ihre westlichen Kollegen vom Volk hertreiben lassen. Die wiederum hadern damit, wie ausländische Unternehmen in China schikaniert werden.
Aber lassen kann man voneinander nicht, dazu steht für beide Seiten zu viel auf dem Spiel. Die Unternehmen aus dem Westen kommen am Reich der Mitte nicht vorbei. Schließlich wartet dort der größte Teil der rund eine Milliarde Chinesen noch darauf, am wirtschaftlichen und technischen Fortschritt teilhaben zu können. Die darin schlummernden Chancen will und kann man sich nicht entgehen lassen.
Andererseits bedeutet das, sich mit einem Regime arrangieren zu müssen, das eine völlig andere Wirtschaftspolitik verfolgt. Der in China praktizierte Staatskapitalismus ließ es zwar binnen weniger Jahrzehnte zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht aufsteigen, aber der Preis dafür ist hoch. Den zahlt einerseits ein Großteil der Chinesen, die mit ansehen müssen, wie sich eine zahlenmäßig kleine Finanz- und Politoligarchie den Reichtum des Landes unter den Nagel reißt. Und es zahlt ihn die westliche Wirtschaft, die sich nur recht und schlecht gegen Chinas Imperialismus zur Wehr setzt.
Die deutsche Industrie spricht sich nun für eine härtere Linie gegenüber China aus. Es gelte rote Linien zu ziehen – und dem oft dreisten Diebstahl geistigen Eigentums und Chinas Einkaufstour im Westen nicht tatenlos zuzusehen.
Allerdings greift es zu kurz, nur auf China zu blicken, wo die Politik die Wirtschaft gängelt. Auch westliche Marktwirtschaften haben so ihre Probleme mit monopolistischen Strukturen. Hier ist aber nicht der Staat, sondern die viel gepriesene Digitalisierung dafür verantwortlich. In der digitalen Wirtschaft haben sich Quasi-Monopole entwickelt, an denen die Konkurrenz zerbricht. Google, Amazon und Facebook haben in ihren Geschäftsfeldern mittlerweile eine derartig große Machtposition erlangt, dass ihnen kaum mehr Paroli geboten werden kann. Dass es etwa gelingt, eine europäische Suchmaschine aufzubauen, die mit Google konkurrieren kann, ist eher eine Illusion denn eine Vision. Und am Marktplatz Amazon kommt auch kaum jemand vorbei, außer vielleicht der chinesische Onlineriese Alibaba.
Anders als in China kann man in Demokratien westlichen Zuschnitts aber immer noch einen Rest von Vertrauen haben, dass der Staat regulierend eingreift, um den Wettbewerb am Leben zu halten. Das ist auch bitter nötig. Es gilt nach innen und außen zu verteidigen, was die westlichen Demokratien und Marktwirtschaften groß gemacht hat – die Freiheit.