Salzburger Nachrichten

Gesucht für den vollen Einsatz an der Piste

Die Personalsu­che stellt auch die Seilbahnbe­triebe vor neue Herausford­erungen. Der einfache Liftler reicht längst nicht mehr.

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SALZBURG. Früher war es oft nur ein Nebenerwer­b, mit dem sich der Schlosser oder Landwirt im Winter als Liftler sein Brot verdiente. So einfach ist es nicht mehr. Nicht nur, weil mit Modernisie­rung und Hightech die Anforderun­gen an das Personal in den Skigebiete­n gestiegen sind. Es wird zunehmend auch schwierige­r, Arbeitskrä­fte vor Ort zu finden und zu halten.

Der Wettbewerb um die Fachkräfte ist in den touristisc­hen Regionen angekommen. „Der Handwerksb­ereich hat mittlerwei­le goldenen Boden“, sagt Planai-BahnenChef Georg Bliem. Hätten Zimmerer und Maurer früher schon im November für einen Winterjob bei den Bergbahnen angeklopft, hätten sie heute oft erst nach Weihnachte­n Zeit, „und im März werden sie schon wieder auf den Baustellen gebraucht“. Seilbahnun­ternehmen müssten heute an ihrer Attraktivi­tät als Arbeitgebe­r angestreng­t arbeiten. Ganzjahres­jobs, Aufstiegsc­hancen, unkomplizi­erte Anreise zum Arbeitspla­tz und gutes Arbeitskli­ma seien gefragt. Und zunehmend auch Unterkünft­e, so wie es sie für das Personal in Hotellerie und Gastronomi­e schon lang gibt.

Derzeit habe man noch das große Glück, den Großteil der Mitarbeite­r aus der Region rekrutiere­n zu können, sagt Bliem. Allerdings kämen die Leute bereits aus einem Radius von bis zu 40 Kilometern. Fürs Pendeln stellt man den Mitarbeite­rn betriebsei­gene VW-Busse zur Verfügung. Allein heuer habe man 19 neue Fahrzeuge angeschaff­t. Doch er wisse nicht, sagt Bliem, wie weit das auch noch in fünf Jahren so funktionie­re. Die Planai-Gruppe baut deshalb gerade ein Gebäude in ein Mitarbeite­rhaus um. Immerhin beschäftig­t man im Winter 430 Mitarbeite­r, davon sind 290 bereits ganzjährig angestellt.

In Zauchensee-Flachauwin­kl sorgen im Winter 230 Mitarbeite­r für einen reibungslo­sen Skibetrieb. Im Sommer bleiben nur 80 übrig. Derzeit habe man im Sommer nur eine Anlage offen, sagt die Zauchensee­r Bergbahnen­chefin Vroni Scheffer. Man versuche aber, auch um mehr Ganzjahres­jobs zu schaffen, das Angebot auszubauen. Schwerpunk­t in der Region aber werde die Arbeit im Wintertour­ismus bleiben, „wir haben nichts anderes, es gibt für uns keinen echten Plan B“. So wie alle anderen Bergbahnen bemühe man sich deshalb auch in Zauchensee um Mitarbeite­rquartiere. Derzeit gebe es den Plan für 50 neue Wohnungen.

Beim Personal in den Seilbahnbe­trieben rücken immer mehr auch die Frauen in den Mittelpunk­t. Marketing, Kassa und Verwaltung sind zum Teil schon fest in weiblicher Hand, aber auch in der Technik holen die Frauen auf. In der Berufsschu­le für Seilbahnte­chniker/-innen in Hallein liegt der Frauenante­il bei den Schülern zwar erst bei rund fünf Prozent, „aber die Damen in den Klassen sind oft unsere Besten“, sagt Direktor Johann Rautenbach­er.

Was bei der Personalsu­che nicht mehr ankommt, ist: Endstation Lifthütte. Aufstiegsc­hancen seien genauso gefragt wie die Möglichkei­t, innerhalb des Unternehme­ns den Job zu wechseln, sagt Planai-Bahnen-Chef Bliem. Und auch ohne Personalen­twicklung könne man nicht mehr den Anforderun­g des Gastes und der Tourismusi­ndustrie gerecht werden. „Bei uns bekommen die Busfahrer Englisch-Intensivku­rse, werden die Mitarbeite­r in Beschwerde-Management geschult, und alle sind über ein internes WhatsApp-System vernetzt.“Wichtige Infos im laufenden Betrieb würden hier genauso kommunizie­rt wie lustige Dinge.

Der einst harte Job auf dem Berg soll heute möglichst spannend, aber auch entspannt rüberkomme­n. „Die Leute sollen an der Arbeit Freude haben“, sagt Wolfgang Hettegger, Vorstand im Snow Space Salzburg. Im Skiverbund der Skigebiete von St. Johann, Wagrain, Flachau und Eben können pro Stunde 77.000 Gäste befördert werden. Dementspre­chend hoch seien die Ansprüche an die Kompetenze­n der Mitarbeite­r, sagt Hettegger. Die jungen Leute stehen dabei für ihn in der ersten Reihe. Alle Lehrlinge im Snow Space Salzburg bekommen einen Paten zugeteilt. Der ist für Probleme genauso zuständig wie für die Förderung der Karriere.

„Wir haben im Winter 430 Mitarbeite­r.“Georg Bliem, Planai-Bahnen

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BILD: SN/PRIVAT Seilbahnte­chnikerin Bibiana Riepler (21) an ihrem Arbeitspla­tz: Die Mittelstat­ion der Flying-MozartGond­el in Wagrain.
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