Salzburger Nachrichten

Eine große Karriere geht zu Ende

Unter Tränen verkündet Andy Murray: „Die Schmerzen sind zu stark.“

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Die Australian Open haben noch vor dem ersten Ballwechse­l ihren vielleicht emotionals­ten Moment zutage gebracht. Andy Murray gab unter Tränen sein baldiges Karriereen­de bekannt. „Nicht toll“, antwortete der 31-jährige Schotte auf die Frage, wie er sich körperlich fühle. Dann konnte er nicht mehr weiter, musste den Raum verlassen, um drei Minuten später mit stockender Stimme zu erklären: „Vielleicht ist Melbourne mein letztes Turnier.“

Es war nach anhaltende­n Hüftproble­men zwar zu erwarten, dass Murray nicht mehr ewig spielt, der Zeitpunkt kam nun dennoch überrasche­nd. „Die Schmerzen erlauben mir nicht mehr, Spaß am Training oder Wettkampf zu haben“, sagte Murray und vergrub dabei sein Gesicht immer wieder hinter seiner Baseballka­ppe. Sein Wunsch sei es, in Wimbledon von der großen Bühne abzutreten. „Aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe.“

Gut möglich also, dass sein Match am Dienstag gegen DohaSieger Roberto Bautista Agut sein letztes sein wird. Und sollte er es nicht mehr zum Farewell nach Wimbledon schaffen, dann wären die Australian Open auch jener Ort, der seine Karriere am besten beschreibt. Stets ein Teil der „Big Four“, der größten Ära im Tennis, hat er im Vergleich zu Roger Federer (20), Rafael Nadal (17) und Novak Djokovic (14) aber mit „nur“drei Grand-Slam-Titeln weit weniger auf seinem Konto. Weitere acht Mal stand er in einem Finale, allein fünf davon gingen in Melbourne verloren. Sein Humor und seine Selbstiron­ie aber nie. „Näher werde ich der Trophäe nicht mehr kommen #5timeloser“, schrieb Murray dieser Tage zu einem Bild, das ihn neben dem Siegerpoka­l zeigt.

Sir Andy Murray, der für die Zuschauer eher als Raunzer und Flegel bekannt ist, genießt größte Beliebthei­t unter den Spielern. „Legende“war das meistgebra­uchte Wort von seinen Kollegen. Viele davon versuchten ihn sogar zu ermutigen, weiterzuma­chen. „Bitte kämpfe weiter“, schrieb etwa der selbst leidgeprüf­te Juan Martín del Potro.

Zwei Mal triumphier­te Murray auf dem Heiligen Rasen, zwei Mal bei Olympia und ein Mal beim ATP-Finale. Noch vor zwei Jahren war er die Nummer eins. Nun hat er beim Spazieren und Schuhebind­en Schmerzen. Eine weitere OP soll helfen, seinen Alltag schmerzfre­i zu gestalten.

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BILD: SN/APA/AFP Andy Murray tritt ab.

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