Salzburger Nachrichten

In Bayern wird die berittene Polizei kräftig ausgebaut

Künftig sollen 100 Pferde zum Einsatz kommen. Für den nordbayeri­schen Raum wird eigens der Standort Nürnberg errichtet. Auch österreich­ische Polizeirei­ter werden in München trainiert.

-

Was in Österreich noch in den Kinderschu­hen steckt, hat in Bayern eine lange Tradition: Seit 1. Oktober 1898 existieren in München Polizeirei­terstaffel­n. Auch Rosenheim im Grenzgebie­t zu Salzburg setzt seit 1987 auf Prävention hoch zu Ross – derzeit sind dort fünf Pferde und sechs Reiter bzw. Reiterinne­n stationier­t. Damit nicht genug: Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder und Innenminis­ter Joachim Herrmann (beide CSU) gaben am Freitag bekannt, die Zahl der Polizeipfe­rde bayernweit von derzeit 40 auf 100 aufstocken zu wollen. „Um für mehr sichtbare Polizeiprä­senz und Sicherheit in den Großstädte­n sowie bei Großverans­taltungen zu sorgen“, ließen die Spitzenpol­itiker verlauten.

Um das Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g zu erhöhen, wird in Nürnberg eine neue Reiterstaf­fel eingericht­et. Diese ist künftig für den nordbayeri­schen Raum zuständig und soll im Endausbau über 35 Pferde verfügen. Der zweite Stützpunkt – mit München als Zentrum und Rosenheim als Zweigstell­e – soll in Südbayern mit 65 Pferden agieren. „Berittene Polizisten bringen auf alle Fälle ein Sicherheit­splus. Polizisten auf einem Pferd wirken imposanter als Fußstreife­n. Sie werden von Vandalen und potenziell­en Störern viel weniger angepöbelt als beispielsw­eise Polizisten mit Schutzausr­üstung“, sagt Michael Siefener, Sprecher des bayerische­n Innenminis­teriums.

Jede Dienststel­le könne bei entspreche­nder Gefahrenla­ge eine Pferdestaf­fel anfordern. Die Einsatzmög­lichkeiten der Tiere seien groß – von Streifengä­ngen im Englischen Garten in München über Großverans­taltungen und Demonstrat­ionen bis zu Repräsenta­tionszweck­en reicht das Spektrum. „Sie sind mobil und fast überall einsetzbar. Sogar als Umweltschu­tzstreifen in Auen und an Flüssen, wo man zu Fuß nur schwer hinkommt. Die Reitergrup­pe ist jeden Tag unterwegs, wenn es die Witterung zulässt“, erzählt Alexander Huber, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Oberbayern-Süd.

Das größte Problem: „Es kommen nur ganz bestimmte Rassen in Betracht und der Markt für geeignete Tiere ist sehr überschaub­ar. Wir müssen daher auch im Ausland sondieren“, erklärt Siefener. Die Kosten für 40 Pferde beziffert der Ministeriu­mssprecher mit 400.000 Euro im Jahr für Futter, Unterbring­ung und Tierarzt.

Die Erfahrung der bayerische­n Kollegen macht sich auch die österreich­ische Polizei zunutze. So nahmen im vergangene­n Oktober vier Ausbildner am Einsatztra­ining sowie am Reittraini­ng der Polizeirei­terstaffel München teil. „Die Pferde üben dort, durch Feuer zu gehen und Fanfaren oder Böllerlärm auszuhalte­n“, sagt Siefener.

Das heimische Innenminis­terium hat zwölf Einsatzpfe­rde in Wiener Neustadt in Ausbildung. 16 Polizistin­nen und Polizisten sowie fünf Ausbildner sollen ab Mai erste Einsätze in Wien reiten. Das Projekt „berittene Polizei“gehört zu den Spezialein­heiten wie die Elitetrupp­e Cobra. Die Pferde stellen eine Ergänzung zu Streifen dar und werden in Grünanlage­n wie der Donauinsel und bei Sportveran­staltungen ebenso eingesetzt wie bei Suchaktion­en nach Abgängigen oder Straftäter­n, erklärt Christoph Pölzl, Sprecher des Innenminis­teriums.

 ?? BILD: SN/POLIZEIPRÄ­SIDIUM OBERBAYERN SÜD ?? Die Pferdestaf­fel der Polizei in Bayern ist auch im Schnee auf Streife.
BILD: SN/POLIZEIPRÄ­SIDIUM OBERBAYERN SÜD Die Pferdestaf­fel der Polizei in Bayern ist auch im Schnee auf Streife.

Newspapers in German

Newspapers from Austria