Aufschrei eines Lehrers
Einige Tage vor Ende des letzten Schuljahres wird ein Lehrer vom Vater eines Schülers einer NMS-Abschlussklasse am Privattelefon angerufen, um diesem zu signalisieren, sollte sein Sohn im Fach Englisch nicht mit Sehr gut beurteilt werden, er alle ihm zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausschöpfen werde, um die vom Lehrer attestierte Note Gut von Amtsseite korrigiert zu bekommen. Der Lehrer versucht dem Vater zu erklären, dass sein Sohnes während der letzten zwei Schulmonate größtenteils nur mehr mittelmäßige Mitarbeitsleistungen ablieferte bzw. sein Engagement merklich nachgelassen hatte und dies somit eine Jahresbeurteilung mit Sehr gut nicht rechtfertigen würde.
Der Vater bringt im Juli beim Arbeitgeber des Lehrers, dem Land Salzburg, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Lehrperson ein. Beurteilungsrelevante Aufzeichnungen und eine sachliche, sehr ausführliche Stellungnahme des Lehrers reichen der Behörde nicht, und so beginnt ein schriftliches Hin und Her zwischen Schulaufsicht und Lehrer. Ein mündliches Parteiengehör, welches der Lehrer wünscht, ist von Behördenseite nicht vorgesehen.
Vor Weihnachten wird dem Lehrer per Schulleitung auf dem Dienstweg mitgeteilt, dass die Jahresnote des Schülers von Amtsseite von Gut auf Sehr gut korrigiert wurde, mit der Begründung, dass für den Beurteilungszeitraum der letzten zwei Unterrichtsmonate der Pädagoge zu wenig detaillierte bzw. nur kompetenzenrelevant mangelhafte Aufzeichnungen vorlegen konnte. Für den ambitionierten Lehrer im 40. Dienstjahr ist der Schritt der Behörde alles andere als nachvollziehbar und bedeutet zudem einen Schlag ins Gesicht aller Lehrerkollegen, welche ihr Bestes zu geben versuchen und Notenwahrheit auch wirklich leben. Für den Pädagogen stellen sich nun einige essenzielle Fragen:
Wer ist der nächste Lehrer, der in Allianz von Schülereltern und Schulbehörde sekkiert wird? Wird der Lehrer mehr und mehr zum Spielball zwischen dreisten Schülereltern und seiner vorgesetzten Schulbehörde? Wo bleibt der Support bzw. Backup für einen Lehrer, wenn es gilt, unverschämte und unverfrorene Eltern von Schülern auf Distanz zu halten? Braucht das österreichische Schulsystem wirklich eine Schulaufsicht, die ihren Fokus auf marginale Kinkerlitzchen legt und Lehrern das ohnehin nicht ganz leichte Schulleben erschwert? Ist unsere Schulbehörde gar zur Elternanwaltschaft mutiert?
Der betroffene Lehrer vermag diese Fragen nicht zu beantworten. Jene Frage, wer uns Lehrern das Wasser abgräbt, schon. – Die eigene Schulbehörde! Sepp Schnöll,