Die Post, die Germanen und der Griller
Die Neuigkeit der Woche war: Die Post bringt allen was. Auch den Parteien, und zwar Daten über die politischen Präferenzen der Postkunden. Das nennt man dann Postdatenschutz.
Laut einem postmodernen Kollegen, der sich bei so etwas auskennt, geht das ungefähr so vor sich: Wenn sich jemand für schnelle Autos interessiert, gerne große Fleischbrocken auf den Grill wirft und dazu gröbere Mengen Bier trinkt (weiß der Himmel, wie die Post das herausbekommt), ist er FPÖ-Wähler.
Dies wissend, kann die FPÖ gezielt an alle Ras-, Grill- und Prost-Affinen ihre kostbaren Werbepostillen verschicken. Was zugleich den Vorteil hat, dass die FPÖ-Wähler dadurch gleich Altpapier bei der Hand haben, wenn sie den Gril- ler anheizen wollen. So weit, so praktisch. Es wäre doch unsinnig, würde die Post die FPÖ-Postillen an Leute zustellen, die nur kleine Fleischbröckchen braten, und das auf einem multikulturell-weltoffenen Raclette-Grill. Weil der wird ja auch ohne Papier heiß.
Es handelt sich also um ein wohldurchdachtes Konzept, das allerdings die bange Frage aufwirft: Waren unsere Urahnen alle FPÖ-Wähler?
Bei den Germanen wäre das nicht weiter überraschend. Schon der römische Historiker Tacitus schrieb in seinem berühmten Werk über die Germanen: „Ihr Getränk ist ein Gebräu aus Gerste und Weizen, das durch Gärung zu einer Art Wein verwandelt wird.“Sowie: „Die Germanen essen sehr einfach: wild wachsendes Obst, Sauermilch und frisch erlegtes Wild.“
Dieser Braten kam sicher nicht vom Raclette, weshalb schon die altgermanische Post unschwer herausfand, dass die Germanen es alle mit Strache & Kickl hielten. Daher bekamen sie immer die neuesten FPÖ-Runen ins Postkastl.
Nun ist es aber so, dass nicht nur die wilden Urgermanen von gebratenem Fleisch und vergorenen Säften lebten, sondern vermutlich die gesamte damalige Menschheit. Nach den postlogischen Zustellgesetzen hieße das (und da werden jetzt so manchem die RacletteShrimpserl im Halse stecken bleiben), dass die komplette frühzeitliche Weltbevölkerung eine freiheitliche war.
Quasi heimattreue Grill-Internationale. Verstörend, nicht wahr?
Reden wir also lieber über etwas anderes. Nämlich über die Frage, woran ein Postler die Wähler der anderen Parteien, also die Nicht-Freiheitlichen, erkennt. Das kann nicht ganz leicht sein, denn irgendwie grillen doch alle in diesem Land recht gerne. Irgendwie steckt in jedem von uns ein kleiner Fellschurz-Germane mit Wickie-Helm. Rein kulinarisch betrachtet.
Da kommt es bei der Unterscheidung dann auf die feinsten Facetten an. Der klassische ÖVP-Wähler ist vermutlich daran zu erkennen, dass er an seinem Griller ein kleines Basti-Heiligenbild stecken hat. Die Wähler der Neos besitzen einen Kugelgrill ohne Deckel, da sie nach allen Seiten offen sind.
Bei den Bundes-Grünen gibt es überhaupt keine Griller mehr, denn dort ist bekanntlich längst der Ofen aus. Und bei den Anhängern der Liste Jetztpilz bzw. Pilzjetzt steht zwar ein Kugelgrill in Verwendung, allerdings ist der Deckel immer angehoben, weil Peter Pilz ja pausenlos etwas aufdecken muss. Auf alles das muss der politische Präferenzdaten erhebende Postfuchs achten.
Am schwierigsten hat er es bei der SPÖ, da diese in zwei Flügel zerfällt. Der linke Flügel schwört auf Raclette, trägt beim Grillen eine feuerfeste Schweizer Platinuhr und rezitiert dazu Shakespeare-Verse. Der rechte SPÖ-Flügel kann mit dieser links-grünen Zubereitungsart rein gar nichts anfangen, sondern ist grillerisch gesehen kaum von alt-neuen Germanen zu unterscheiden. Und bekommt von der postfaktischen Post also FPÖ-Prospekte zugestellt.