Immer schön zack-zack
ICHneige weder zu verbalen noch zu sonstigen Exzessen. Für so etwas fehlen mir das nötige Temperament und auch die entsprechende Zeit. Wer im Gespräch mit mir nicht auf den Punkt kommt, dem kann ich nicht lange folgen. Für mich gibt es auch nichts Schlimmeres als einen Text, dessen Länge in keinem Verhältnis zu seinem Inhalt steht. Freilich, im Journalismus muss man manchmal aber dann doch Kompromisse schließen – beim Lesen, beim Zuhören oder bei der Textlänge, nicht beim Inhalt, versteht sich.
Weniger bis gar nicht kompromissbereit bin ich, wenn es um meine Zeit geht. Denn die ist rar, wenn man berufstätig ist und auch sonst so einiges unter einen Hut bringen sollte. „Durchgetaktet“, das beschreibt meinen Idealzustand ganz gut. Keine leeren Kilometer zurückzulegen und – um Gottes Willen – nur ja keine Möglichkeit, Aufgaben zu bündeln auszulassen, das habe ich schon als Kind gelernt. Spielerisch. Denn damals, das weiß niemand so gut wie meine Kinder, gab es ja in Ermangelung von Internet und Smartphones praktisch nichts, womit man sich sonst hätte beschäftigen können. „Haben da noch Dinosaurier gelebt, als du ein Kind warst?“, wollte kürzlich meine sechsjährige Tochter von mir wissen. Zeitgefühl ist offenbar noch nicht ihre größte Stärke. Ich wuchs zwar nach den Dinosauriern – und auch nach den Rittern, wie ich bei der Gelegenheit gleich unaufgefordert ergänzt habe – auf, aber eben doch im prädigitalen Zeitalter.
Meine Großmutter lehrte mich, nicht „leer“von einem Stock in den anderen zu gehen. Es gab immer etwas, das woanders hingebracht werden musste. Und das Flussüberquerungsrätsel von Wolf, Ziege und Kohlkopf diente als Grundmuster zur Alltagsbewältigung. Für die Leser aus dem Digitalzeitalter: Das kann man googeln. Vielleicht bin ich heute deswegen so gerne „durchgetaktet“. Ich bin diszipliniert, lasse mich nicht von Verlockungen welcher Art auch immer vom Kurs abbringen.
Manchmal bin ich sogar effizienter als vorgesehen. Deshalb bleibt mir völlig unverhofft doch noch ab und zu ein kleines Zeitfenster übrig. Das tut sich dann vor mir auf wie ein großes schwarzes Loch. Was soll man denn tun, wenn gerade nichts zu tun ist? Zugegeben, das ist viel schwieriger, als viele Dinge perfekt aufeinander abzustimmen. Letzten Sommer habe ich es geschafft, innerhalb von nur 55 Minuten sieben Kleider zu kaufen. Ein Kaufrausch? Nein, eigentlich nur besonders ausgeprägte Effizienz. Das Nichtstun fällt mir eben schwer. Aber vielleicht bin ich ja noch lernfähig. So wie meine Tochter. Sie weiß jetzt, dass es in meiner Kindheit immerhin bereits Farbfotos gegeben hat.