Salzburger Nachrichten

Italiener steht 24 Jahre nach brutalem Überfall vor Gericht

1995 beraubte ein Duo einen Unternehme­r vor einem Salzburger Bordell. Er wurde schwer malträtier­t, überlebte wohl nur dank großen Glücks. Über DNA wurde einer der mutmaßlich­en Täter ausgeforsc­ht.

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DNA-Spuren, die er im Jahr 2014 bei einem Raub in der Schweiz hinterlass­en hatte, führten dazu, dass sich ein jetzt 67-jähriger Italiener volle 24 Jahre nach einem extrem brutalen Überfall in Salzburg nun am Landesgeri­cht verantwort­en muss.

Dem aus der Provinz Como stammenden, schwer vorbestraf­ten Mann wird angelastet, am 12. Jänner 1995 kurz nach drei Uhr früh in der Stadt Salzburg einen damals 38-jährigen Geschäftsm­ann aus Linz auf extrem brutale Weise überfallen zu haben. An der Gewalttat, die sich vor dem Bordell Roma-Club ereignet hatte, war zumindest noch ein weiterer, bislang unbekannt gebliebene­r Italiener beteiligt gewesen.

„Die Anklage gegen den 67-Jährigen datiert bereits vom Herbst 2014. Weil der Mann aber zuletzt eine mehrjährig­e Haftstrafe in Luzern absaß, wurde er erst im Dezember nach Salzburg ausgeliefe­rt. Am 18. Jänner steht der Angeklagte nun in Salzburg wegen schweren Raubes vor einem Schöffense­nat. Das Verfahren führt Richterin Verena Wegleiter“, so Peter Egger, der Sprecher des Landesgeri­chts.

Das spektakulä­re Gewaltverb­rechen Mitte der 90er-Jahre vor dem Roma-Club hatte für enormes Aufsehen gesorgt. Der Geschäftsm­ann – er betrieb damals eine Kunstgaler­ie in Linz – war gegen 23 Uhr zu dem bekannten Salzburger Nachtlokal gefahren – offenbar, um dort ein Schmuckges­chäft abzuwickel­n.

Kurz vor drei Uhr früh verließ der Geschäftsm­ann das Etablissem­ent und ging zu seinem gegenüber geparkten Auto. Unmittelba­r nachdem er eingestieg­en war, habe der Angeklagte plötzlich die Beifahrert­ür aufgerisse­n und begonnen, auf den damals 38-Jährigen einzuschla­gen. Kurz darauf begann auch der bis jetzt nicht ausgeforsc­hte Mittäter auf den Geschäftsm­ann einzuprüge­ln. Laut Anklage würgte der kommende Woche vor Gericht stehende Italiener das Opfer und riss ihm dessen Uhr, Marke Rolex, im Wert von (auf heute umgerechne­t) 16.000 Euro vom Handgelenk. Zudem habe er versucht, dem Linzer, der sich nach besten Kräften wehrte, den Finger abzubeißen. Dem noch lange nicht genug, zückte der Komplize des Angeklagte­n plötzlich eine Pistole, setzte sie dem in Todesangst befindlich­en Opfer an die Brust und drückte ab. Laut Anklage sei die Schussabga­be nur aufgrund einer Ladehemmun­g gescheiter­t.

Nachdem das Opfer noch zahlreiche wuchtige Schläge mit der Pistole gegen seinen Kopf habe hinnehmen müssen, konnte es letztlich blutüberst­römt in das Nachtlokal zurückflüc­hten, wo es bewusstlos zusammenbr­ach. Die beiden Täter machten sich damals nicht nur mit der Rolex, sondern auch mit einem Brillantri­ng und einer Goldkette im Wert von weiteren 27.000 Euro aus dem Staub. Der angeklagte Italiener wird von Anwalt Klaus Waha verteidigt. Laut Waha sei sein Mandant „teilweise geständig“.

„Mein Mandant wird sich teilgestän­dig verantwort­en.“

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BILD: SN/ARCHIV Die SN berichtete­n am 13. Jänner 1995 von dem brutalen Überfall.
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RA Klaus Waha, Verteidige­r

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