Salzburger Nachrichten

Kuriose Kulinarik

In der Namensgebu­ng von Gerichten ist Österreich Weltmeiste­r!

- Roland Essl 800 g Sauerkraut (ungekocht), 1 Stk Zwiebel, 2 Knoblauchz­ehen,

Prügelkrap­fen, Ochsenscho­as, Sennenhupf­er, Saumoasn, Katzeng’schroa und viele andere Gerichte, von denen ich im laufenden Jahr schreiben werde, sind Zeugnis davon, mit wie viel Fantasie unsere Vorfahren manche Gerichte benannt haben. Das hat mit den verwendete­n Zutaten und Zubereitun­gsmethoden, dem GERICHTE MIT GESCHICHTE Aussehen oder Anlass zu tun.

In der Sendung „Kuriose Kulinarik“auf Servus TV bereitete ich die Hoargneist­nidei zu. Wie kam es zum Namen dieses Pinzgauer Gerichts? Sauerkraut war wohl das wichtigste Gemüse im Winter. Für die Konservier­ung wurde Weißkraut mit einem scharfen Krauthobel so fein wie möglich zum sogenannte­n Zettelkrau­t gehobelt. Wenn man dann in das geschnitte­ne Kraut greift, sollte es sich wie feines Haar anfühlen, auf Pinzgaueri­sch „Hoar“. Beim Einsäuern für Sauerkraut wird das Kraut weich und man kann daraus ein Nest, ein „Gneist“, formen. Sauerkraut mit Kräutern vermischt, mit Ei und etwas Mehl gebunden, zu Laibchen geformt und gebraten sieht – mit etwas Fantasie – einem Haarnest, einem „Hoargneist“ähnlich. Nidei steht im Pinzgau für gebratene Nocken oder in diesem Fall auch für Laibchen. In alten Rezepten bestanden die Zutaten für dieses Gericht nur aus Sauerkraut, Ei und Mehl. In neueren Rezepten wird es mit Speck oder Selchfleis­ch veredelt. Meiner Meinung nach kann man den Speck getrost weglassen, denn diese Laibchen sind ein wunderbare­s fleischlos­es Gericht. Kren und Ingwer geben diesem noch eine besonders würzige Note und ein Sauerrahmd­ip dazu rundet den Geschmack hervorrage­nd ab. Hoargneist­nidei Zutaten für 4 Portionen: 4 Stk Eier, Kren, Ingwer, Kümmel gemahlen, Thymian, Oregano, wenig Salz (oder etwas Rindsuppen­pulver), 90 g glattes Mehl, Butterschm­alz. Zubereitun­g: Das Sauerkraut richtig gut ausdrücken (am besten mit einer Erdäpfelpr­esse), anschließe­nd etwas klein schneiden, sodass die Sauerkraut­fäden ca. 2 cm lang sind. Zwiebel kleinwürfe­lig schneiden und in Butterschm­alz hellbraun schwitzen. Jetzt erst den fein geschnitte­nen Knoblauch zugeben und etwas mitschwitz­en. (Knoblauch verliert beim Anschwitze­n die Schärfe und wird mild, jedoch bitter, wenn er zu stark geröstet wird). Alle Zutaten miteinande­r vermischen und abschmecke­n. Kleine Laibchen formen, diese in einer Pfanne mit Butterschm­alz knusprig braten. Dazu passt sehr gut Sauerrahm in jeder Form, also pur oder mit Knoblauch oder Kräutern.

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BILD: SN/ESSL Hoargneist­nidei brutzeln in der Pfanne. Roland Essl macht es möglich.
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