Kuriose Kulinarik
In der Namensgebung von Gerichten ist Österreich Weltmeister!
Prügelkrapfen, Ochsenschoas, Sennenhupfer, Saumoasn, Katzeng’schroa und viele andere Gerichte, von denen ich im laufenden Jahr schreiben werde, sind Zeugnis davon, mit wie viel Fantasie unsere Vorfahren manche Gerichte benannt haben. Das hat mit den verwendeten Zutaten und Zubereitungsmethoden, dem GERICHTE MIT GESCHICHTE Aussehen oder Anlass zu tun.
In der Sendung „Kuriose Kulinarik“auf Servus TV bereitete ich die Hoargneistnidei zu. Wie kam es zum Namen dieses Pinzgauer Gerichts? Sauerkraut war wohl das wichtigste Gemüse im Winter. Für die Konservierung wurde Weißkraut mit einem scharfen Krauthobel so fein wie möglich zum sogenannten Zettelkraut gehobelt. Wenn man dann in das geschnittene Kraut greift, sollte es sich wie feines Haar anfühlen, auf Pinzgauerisch „Hoar“. Beim Einsäuern für Sauerkraut wird das Kraut weich und man kann daraus ein Nest, ein „Gneist“, formen. Sauerkraut mit Kräutern vermischt, mit Ei und etwas Mehl gebunden, zu Laibchen geformt und gebraten sieht – mit etwas Fantasie – einem Haarnest, einem „Hoargneist“ähnlich. Nidei steht im Pinzgau für gebratene Nocken oder in diesem Fall auch für Laibchen. In alten Rezepten bestanden die Zutaten für dieses Gericht nur aus Sauerkraut, Ei und Mehl. In neueren Rezepten wird es mit Speck oder Selchfleisch veredelt. Meiner Meinung nach kann man den Speck getrost weglassen, denn diese Laibchen sind ein wunderbares fleischloses Gericht. Kren und Ingwer geben diesem noch eine besonders würzige Note und ein Sauerrahmdip dazu rundet den Geschmack hervorragend ab. Hoargneistnidei Zutaten für 4 Portionen: 4 Stk Eier, Kren, Ingwer, Kümmel gemahlen, Thymian, Oregano, wenig Salz (oder etwas Rindsuppenpulver), 90 g glattes Mehl, Butterschmalz. Zubereitung: Das Sauerkraut richtig gut ausdrücken (am besten mit einer Erdäpfelpresse), anschließend etwas klein schneiden, sodass die Sauerkrautfäden ca. 2 cm lang sind. Zwiebel kleinwürfelig schneiden und in Butterschmalz hellbraun schwitzen. Jetzt erst den fein geschnittenen Knoblauch zugeben und etwas mitschwitzen. (Knoblauch verliert beim Anschwitzen die Schärfe und wird mild, jedoch bitter, wenn er zu stark geröstet wird). Alle Zutaten miteinander vermischen und abschmecken. Kleine Laibchen formen, diese in einer Pfanne mit Butterschmalz knusprig braten. Dazu passt sehr gut Sauerrahm in jeder Form, also pur oder mit Knoblauch oder Kräutern.