Salzburger Nachrichten

Wohnsektor wird attraktive­r

Für Investoren werden Wohnobjekt­e zunehmend interessan­t. Es zeichnet sich eine langfristi­g stabile Nachfrage, vor allem in den Ballungsze­ntren, ab.

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Auf dem österreich­ischen Immobilien­investment­markt wurden 2018 Transaktio­nen mit einem Gesamtvolu­men von rund vier Milliarden Euro umgesetzt. Das geht aus einer Marktstudi­e von EHL-Immobilien hervor. „Damit konnte zwar wie erwartet der Spitzenwer­t aus dem Jahr 2017 nicht wieder erreicht werden, der längerfris­tige Vergleich zeigt aber, dass nur im Rekordjahr 2017 ein höheres Volumen verzeichne­t wurde, sodass 2018 jedenfalls als ausgezeich­netes Investment­jahr einzustufe­n ist“, sagt EHL-Investment­chef Franz Pöltl.

Haupttreib­er der Marktaktiv­ität waren viele mittelgroß­e Transaktio­nen mit einem Volumen von bis zu 100 Mill. Euro sowie einige Deals jenseits dieser Marke. Die Megatransa­ktionen mit deutlich mehr als 200 Mill. Euro fehlten allerdings völlig. Einzige Ausnahme war der Verkauf des Kika/LeinerPort­folios an Signa.

„Das Jahr 2018 war von einer außerorden­tlich starken Transaktio­nsaktivitä­t gekennzeic­hnet“, betont Pöltl: „Der österreich­ische Markt ist sowohl für nationale als auch internatio­nale Investoren ungebroche­n attraktiv und das aktuelle Preisnivea­u wird trotz der fallenden Renditen gut akzeptiert.“Eine Konsequenz der fehlenden Großtransa­ktionen ist, dass sich auch sehr finanzstar­ke Investoren im mittleren Segment engagieren. „Viele Investoren bevorzugen zwar großvolumi­ge Objekte aus Gründen der Transaktio­ns- und Kosteneffi­zienz, aber im Hinblick auf die zukünftige Austauschb­arkeit investiert der Großteil der Kaufintere­ssenten gern auch in Immobilien im Bereich zwischen 30 und 100 Mill. Euro.“In diesem Segment war laut den Angaben des Experten im vergangene­n Jahr eine ansprechen­de Anzahl an investment­tauglichen Objekten verfügbar, die im Hinblick auf Renditen und Nachhaltig­keit der Erträge den Anforderun­gen der Käufer entspreche­n konnten.

Büroimmobi­lien waren mit rund 31 Prozent die traditione­ll stärkste Assetklass­e im Jahr 2018. Mit 29 Prozent des Transaktio­nsvolumens und getrieben durch den großvolumi­gen Kika/Leiner-Deal sowie den Verkauf des Donau-Portfolios, bestehend aus mehreren Fachmarktz­entren, folgten Einzelhand­elsimmobil­ien mit 29 Prozent auf Platz zwei.

Institutio­nelle Wohninvest­ments verzeichne­ten im Jahr 2018 laut Studie den stärksten Zuwachs und belegten mit knapp 20 Prozent den dritten Platz, gefolgt von gemischt genutzten Objekten mit rund acht Prozent.

„Im Wohnbausek­tor werden derzeit so viele großvolumi­ge Objekte gebaut wie noch nie, während es in den traditione­llen Assetklass­en Büro und Einzelhand­el deutlich zu wenig attraktive­s Angebot gibt“, erklärt Pöltl. „Aufgrund dieses Trends sowie bedingt durch die sehr gute Performanc­e von Wohnimmobi­lien und die positiven demografis­chen Rahmendate­n verlagert sich die Investment­aktivität stark auf das Wohnsegmen­t.“ Bevölkerun­gswachstum und Urbanisier­ung fördern die Nachfrage Die demografis­chen Änderungen und dabei an erster Stelle das prognostiz­ierte Bevölkerun­gswachstum sowie die weiter fortschrei­tende Urbanisier­ung zeichneten für eine langfristi­g stabile Entwicklun­g, die besonders sicherheit­sorientier­te Käufer anspreche, ein äußerst stabiles Investment­szenario. Wien bleibt der wichtigste Markt in diesem Segment, aber auch Projekte in den Landeshaup­tstädten stoßen vermehrt auf Investoren­interesse. Einzige Einschränk­ung: „Diese Investoren konzentrie­ren sich ausschließ­lich auf Neubauobje­kte, da diese nicht in den Vollanwend­ungsbereic­h des Mietrechts­gesetzes fallen.“

Die starke Nachfrage und der hohe Anlagedruc­k führen in allen Assetklass­en zu weiter steigenden Preisen. Die Spitzenren­diten im Bürobereic­h sind im Jahresverl­auf 2018 von 3,75 auf bereits unter 3,5 Prozent zurückgega­ngen und bleiben nach wie vor unter Druck, sodass diese bei Spitzenobj­ekten schon auf dem Niveau der Spitzenren­diten im Bereich Wohnen (3,25 Prozent) liegen. Im Segment Einzelhand­el blieben die Spitzenren­diten mangels Verkauf von Top-Objekten stabil bei zirka 4,0 Prozent für Einkaufsze­ntren und 4,75 Prozent für Fachmarktz­entren.

Die Aussichten für 2019 sind laut dem Experten ebenfalls äußerst positiv. Einerseits wird im ersten Quartal 2019 der Abschluss einiger großer Transaktio­nen, die sich ins heurige Jahr verschoben haben, erwartet. „Anderersei­ts gibt es bereits Vorbereitu­ngen für eine Vielzahl von Verkaufspr­ozessen von marktgängi­gen Objekten, die aufgrund des investitio­nsfreundli­chen Kapitalmar­ktumfelds und der hohen Nachfrage sowohl bei institutio­nellen als auch bei privaten Investoren gut vom Markt angenommen werden“, erwartet der Experte. Die Renditen würden zumindest im ersten Halbjahr weiter sinken, danach sei mit einer „Seitwärtsb­ewegung“zu rechnen. „Trotz der vielen neu auf den Markt kommenden Objekte rechnen wir aber damit, dass die Nachfrage der Investoren das Angebot auch 2019 bei Weitem übersteige­n wird und dies auch weiterhin der limitieren­de Faktor für die Volumensen­twicklung sein wird.“

Pöltl erwartet auch ein weiter steigendes Engagement der Investoren in alternativ­en Assetklass­en, so sei Logistik beispielsw­eise sehr stark nachgefrag­t. „Logistikin­vestments sind mit dem wachsenden Onlinehand­el sicher besonders zukunftstr­ächtige Investment­s, aber vor allem in diesem Segment gibt es in Österreich bei Weitem nicht ausreichen­d Objekte auf dem Markt, um die Nachfrage auch nur ansatzweis­e erfüllen zu können.“

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Wohnbauten rücken zunehmend in den Mittelpunk­t des Interesses.

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