Wie gut, dass Heinz-Christian Strache keine Frau ist
Der Vizekanzler entgeht als Mann und Jungvater vielen blöden Fragen. Mit seinem Papamonat hilft er als Role Model den Frauen.
Wäre Heinz-Christian Strache eine Frau, müsste er jetzt, wie seine Regierungskollegin Elisabeth Köstinger, Interviews ganz anderer Art geben. Er würde gefragt, wie er gedenkt, seinen Job als Vizekanzler mit einem Baby zu vereinbaren. Er würde Reportagen über sich finden, wie er seinen kleinen Sohn zwischen Auftritten bei Konferenzen im Ausland füttert. Er müsste sich erklären, ob er nicht ein schlechtes Gewissen habe, weil er nicht ständig bei seinem Sohn zu Hause ist, und müsste Auskunft über den Seelenzustand der Kindesmutter geben, weil sie sich beruflich freispielt, damit er weiter seinem politischen Amt nachgehen kann. Zu allem Überdruss müsste er sich Bemerkungen über seine Figur gefallen lassen. Ein paar Kilogramm während der Schwangerschaft zugelegt, und einige Wochen nach der Geburt noch immer nicht abgespeckt? Die Fragen würden auch nicht abebben, nachdem sich die Aufregung um die Geburt gelegt hat. Das Thema Kind würde immer eines bleiben.
Viele männliche Spitzenpolitiker und Führungskräfte haben Kinder. Für sie spielt das in der öffentlichen wie auch in der beruflichen Debatte selten eine Rolle. Bei Müttern ist das anders. Frauen lenken Milliardenunternehmen oder rocken internationale Konferenzen, doch wenn es zum Thema Kinder kommt, müssen sie wie kleine Mädchen Rede und Antwort stehen: Wie sie das denn bitte machen wollen, mit Kind und Job. Obendrein dürfen sie sich von besserwisserischen Menschen, Frauen und Männern, erklären lassen, wie schlecht ihre Art der Lebensgestaltung doch für die Kinder sei. Selbst Expertinnen dürfen, ohne großen Widerspruch hervorzurufen, absurde Dinge erklären. Etwa dass Kinder, deren Mütter Vollzeit arbeiteten, kaum Chancen hätten, es aufs Gymnasium zu schaffen. So, als ob Vollzeit arbeitende Mütter nicht das gleiche Engagement bei ihren Kindern hätten wie Mütter, die Teilzeit arbeiten oder zu Hause sind.
Der Vizekanzler also kann froh sein, dass er keine Frau ist. Er hat den Frauen aber als Jungpapa geholfen, als er erklärte, dass er einen Papamonat mache. So, wie es für Frauen wichtig ist, Vorbilder zu haben, ist es auch für Männer bedeutend, solche Role Models zu haben. Insbesondere, wenn sie wie Heinz-Christian Strache Chef einer Partei sind, die ein sehr traditionelles, oft rückschrittliches Frauenbild vermittelt.
Manche mögen einwenden, ein Monat, das ist doch nur für die Show. Nein, ist es nicht. Klar, ein Monat ist in Summe der Erziehung und Begleitung eines Babys und jungen Menschen nicht viel. Aber ein Monat zu Beginn eines Lebens kann viel für die vielen Jahre danach bedeuten. Und es ist ein Zeichen, dass sich jeder, mag er noch so einen verantwortungsvollen Job haben, für Kind und Partner Zeit nehmen kann. Ein guter Start für Hendrik Strache, Babys, Väter und Mütter ins neue Jahr!