Salzburger Nachrichten

Neue Enthüllung­en setzen Donald Trump zu

FBI hatte einen brisanten Verdacht: Könnte der US-Präsident ein russischer Agent sein?

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WASHINGTON. Während draußen Schneefloc­ken die US-Hauptstadt in eine friedliche Winterland­schaft verwandelt­en, griff drinnen im Weißen Haus der vor Wut kochende Präsident zum Telefon. Zwanzig Minuten lang ließ er auf seinem Haussender FOX live Dampf über einen Artikel der „New York Times“ab, der vielen anderen Lesern den Mund vor Schock offen stehen ließ.

Das Blatt hatte berichtet, die USBundespo­lizei FBI habe Trump 2017 persönlich ins Visier genommen, um den Verdacht zu prüfen, ob er ein Agent Russlands sei. Die Ermittlung sei offiziell nach der Entlassung von FBI-Direktor James Comey eingeleite­t worden. Trump hatte im Mai 2017 in einem Interview mit NBC selbst eingeräumt, diese „Russland-Sache“habe seine Entscheidu­ng für den Rauswurf Comeys beeinfluss­t. Am Tag danach empfing Trump den russischen Außenminis­ter Sergei Lawrow und betonte, mit dem Abgang Comeys sei „riesiger Druck“von den Beziehunge­n zu Russland genommen worden.

Trump bezeichnet­e die Enthüllung der „New York Times“„den am meisten beleidigen­den Artikel, der jemals geschriebe­n wurde“. Die Zeitung habe „absolut nichts“herausgefu­nden. Mittlerwei­le haben auch andere US-Medien die FBI-Ermittlung­en gegen Trump bestätigt. Ungewiss bleibt, ob FBI-Sonderermi­ttler Robert Mueller die Ermittlung­en gegen Trump als möglichen Agenten einer gegnerisch­en Macht fortgeführ­t hat.

Während Trump gegen die angebliche „Hexenjagd“gegen ihn polterte, goss die „Washington Post“weiteres Öl ins Feuer. Das Blatt berichtet, Trump habe bei seinen fünf persönlich­en Begegnunge­n mit Wladimir Putin während der ersten beiden Amtsjahre ein beispiello­ses Maß an Geheimnisk­rämerei betrieben. Der Präsident schloss seine eigenen Russland-Experten von der Teilnahme an den Gesprächen ebenso aus wie seinen Nationalen Sicherheit­sberater. In Hamburg nahm er 2017 den damaligen Außenminis­ter Rex Tillerson mit, dem ein gutes Verhältnis zu Putin nachgesagt wird. Dem einzigen anderen US-Zeugen, seinem Übersetzer, nahm Trump persönlich die Notizen ab. Später im Sommer in Helsinki traf der Präsident Putin für zwei Stunden lang ganz ohne Begleitung.

„Das ist nicht nur ungewöhnli­ch, es ist skandalös“, sagte der ehemalige stellvertr­etende Außenminis­ter und Russland-Experte Strobe Talbott. Das Problem sei, dass niemand in der Regierung wisse, was besprochen worden sei. Aktuelles Beispiel ist die Konfusion um den US-Abzug aus Syrien, der seit Jahren ganz oben auf dem Wunschzett­el des Kreml steht.

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