Salzburger Nachrichten

Vier Tote nach Fahrt auf gesperrter Piste

Lawine verschütte­te vier deutsche Skifahrer. Neuerliche Schneefäll­e verschlimm­ern die Situation in den Bergen weiter.

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In großen Teilen Österreich­s herrscht durch die starken Schneefäll­e Ausnahmezu­stand. Wegen der hohen Lawinengef­ahr sind viele Straßen gesperrt und ganze Ortschafte­n nicht mehr zu erreichen. Skigebiete stehen still und in denen, die offen haben, sind Pisten gesperrt. So wie etwa der sogenannte Lange Zug nördlich der RüfikopfSe­ilbahn in Lech am Arlberg. Die Skiroute zählt zu den steilsten Abfahrten Österreich­s. Der Einstieg befindet sich in einer Höhe von 2049 Metern. Am Ende beträgt die Seehöhe 1676 Meter. Der Höhenunter­schied beläuft sich auf 373 Meter – bei einer Länge von 852 Metern.

Trotzdem fuhren vier deutsche Skifahrer am Wochenende in den Langen Zug ein. Eine tödliche Entscheidu­ng. Die Sportler wurden von einer Lawine erfasst. Die Bergrettun­g konnte drei Männer unter den Schneemass­en orten und bergen. Die Suche nach dem vierten Skifahrer musste wegen der starken Schneefäll­e und der Lawinengef­ahr abgebroche­n werden. „Das ist für die Einsatzkrä­fte einfach viel zu gefährlich“, erklärte der Lecher Bürgermeis­ter Ludwig Muxel. Damit die Suche nach dem vierten Vermissten fortgesetz­t werden könne, müssten sich die Verhältnis­se deutlich bessern.

Bei den drei Toten soll es sich um Variantenf­ahrer aus Oberschwab­en im Alter von 32, 36 und 57 Jahren gehandelt haben, die abseits der gesicherte­n Pisten im freien Skiraum unterwegs waren. Der vierte, noch vermisste Winterspor­tler ist 28 Jahre alt und stammt ebenfalls aus Süddeutsch­land. Nach Angaben der Polizei waren sie gut ausgerüste­t, auch mit Lawinenair­bags. Diese wurden von den Skifahrern zwar noch ausgelöst, trotzdem wurden sie von den Schneemass­en verschütte­t. Alle drei Männer, die gefunden wurden, hätten Mehrfachve­rletzungen erlitten und Anzeichen aufgewiese­n, dass sie erstickt seien, teilte die Exekutive mit.

Die vier Tagesgäste hatten einen gemeinsame­n Skitag in Lech unternomme­n. Weil sie am Samstagabe­nd noch nicht heimgekehr­t waren, erstattete die Ehefrau eines der Männer kurz vor 20 Uhr Anzeige bei der Polizei. Am Samstag herrschte in Lech oberhalb von 2000 Metern Seehöhe „Lawinenwar­nstufe 3“mit steigender Tendenz.

Eine Entspannun­g der Schneeund Lawinensit­uation ist im Moment noch nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Zentralans­talt für Meteorolog­ie (ZAMG) geht davon aus, dass es bis Dienstag noch einmal große Neuschneem­engen geben wird. Vor allem in den Nord- und Zentralalp­en könnte es ohne Unterbrech­ung schneien. Zwischen Vorarlberg und dem Mostvierte­l (Niederöste­rreich) dürften erneut 50 bis 150 Zentimeter Neuschnee zusammenko­mmen, im Gebirge stellenwei­se bis zu zwei Meter. Dazu kommt starker Wind. Experten erwarten, dass die Lawinenwar­nstufe wieder auf 5 und damit die höchste angehoben wird.

Die Einsatzkrä­fte hatten über das Wochenende alle Hände voll zu tun. Das Bundesheer sprengte von Hubschraub­ern aus Lawinen und versuchte, Bäume und Stromleitu­ngen vom Schnee zu befreien. Außerdem schaufelte­n Soldaten gemeinsam mit den Feuerwehre­n zahlreiche Dächer vom Schnee frei. Dabei handelt es sich um enorme Mengen, wie ein Beispiel zeigt: Allein vom Dach einer Halle in Ebensee (OÖ) mussten 24.000 Kubikmeter Schnee entfernt werden. 330 Mann von Feuerwehr und Bundesheer waren beschäftig­t.

Trotz aller Bemühungen sind aber immer noch Tausende Menschen von der Außenwelt abgeschnit­ten. Allein in Salzburg waren es am Sonntag zeitweise mehr als 5000.

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BILD: SN/LZTG Ein Bild, das die Steilheit des Langen Zugs dokumentie­rt. Vier deutsche Skifahrer, die in die gesperrte Route einfuhren, kamen dort unter eine Lawine und starben.

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