Wo Frauen ihre Männer zur Traumhochzeit überreden
Der Trick ist so einfach wie genial: Seit die Hochzeitsmesse nicht mehr im Schloss, sondern im fahr(T)raum stattfindet, ist der Anteil der Männer unter den Besuchern sprunghaft gestiegen.
MATTSEE. Draußen ist es grausig kalt. Eine Mischung aus Regen, Eis, dreckigem Matsch und grauem Wolkenschleier. Aber sobald man die Hochzeitsmesse im fahr(T)raum betritt, geht den Männern das Herz auf. Da steht zur Rechten die größte CarreraRennbahn des Landes. „Wow! Vierspurig“, sagt einer anerkennend. Und dahinter stehen auf Hochglanz polierte historische Automobile. Allesamt herrliche Blickfänge für Männer.
Die Damen haben eher Augen für die Stände, an denen über Catering informiert wird. Oder über Dekoration, Blumen, Frisuren, Kerzen, Make-up, Hochzeitsmode, Locations, Tanzkurse und Musik sowieso. Der Organisator der zweitägigen Messe, Taro Ebi- hara, konnte zufrieden sein. Ausgefallene Trends waren nicht auszumachen. Aber die Tracht ist stark im Kommen. Was Monika Wimmer („Wimmer schneidert“) entgegenkommt. Immer mehr Salzburger, so Wimmer, würden standesamtlich in Tracht heiraten. „Sogar schon in der Lederhose.“Das ganz große feierliche Kino finde aber nach wie vor in der Kirche statt.
Beim Stand der Tanzprofis Monika Stöckl und Florian Gschaider sind Filme zu sehen, die auf den ersten Blick an die „Pleiten, Pech und Pannen-Show“erinnern. Aber es handelt sich um neue Hochzeitstänze. Mit Walzer haben die nichts mehr zu tun. Da wird am Stand gelaufen, gesprungen und sogar die Allerwertesten werden aneinander gerieben.
Die Besucher zieht es weiter Richtung Floristik. In dieser Ecke, wo auch die Kerzen und allerhand Nippes zu besichtigen sind, werden Männer naturgemäß wieder unruhig. „Im Durchschnitt wird eine große Hochzeit etwa 18 Monate geplant“, erklärt Ebihara, der im Brotberuf übrigens Hochzeitsfotograf ist. Eine Umfrage unter den Gästen gibt ihm recht. Die meisten Besucher haben ihren Termin erst 2020. Aufgeregt wirken viele aber jetzt schon. Was die Firmen Bilderbuchtag und Weddingdreams freut, die sich mit Gesamtpaketen an Heiratswillige wenden. Sogar eine Traurednerin bietet ihre Dienste an. Da sieht man, wie wichtig in der deutschen Sprache die Genauigkeit ist: Fügt man hinter „Trau-“ein „er“hinzu, dann ist die schöne Stimmung schnell weg. Am Stand der Juwelierinnen von De Ungaria sind Frau und Mann wieder ganz in ihrem romantischen Element. Schließlich ist das Anstecken der Ringe der unbestrittene Höhepunkt der Hochzeit. Jedes Fest verblasst einmal. „Aber die Ringe bleiben“, sagt Leonie von Ungern-Sternberg. Man kann auch WeddingBracelets kaufen. Das sind Armreifen, die nach dem Jawort vor dem Altar mithilfe eines Schraubenziehers angelegt werden. Ohne Technik geht eben gar nichts – schon gar nicht bei einer Hochzeitsmesse im fahr(T)raum.
„Die durchschnittliche Planung einer Hochzeit dauert eineinhalb Jahre.“