Salzburger Nachrichten

186 Vorstände – und nur neun sind Frauen

In börsenotie­rten Unternehme­n ändert sich nur wenig, Experten halten das für riskant.

- Wie

In den Vorstandse­tagen von 58 an der Wiener Börse notierten Unternehme­n ist der Anteil der Frauen im Vorjahr von ohnehin bescheiden­en 6,0 auf 4,8 Prozent gesunken. Von den 186 Mandaten sind nur neun mit Frauen besetzt, 2017 waren es zumindest noch elf, wie aus einer Erhebung des Beraters EY hervorgeht. In Deutschlan­d gab es einen gegenläufi­gen Trend, dort erhöhte sich der Frauenante­il in den Führungset­agen der börsenotie­rten Unternehme­n im Vorjahr von 7,3 auf 8,6 Prozent. Der Kommentar von EY-Partnerin Helen Pelzmann fällt entspreche­nd nüchtern aus. „In Österreich gibt es weiterhin keine Fortschrit­te auf dem Weg zu einem ausgewogen­en Verhältnis von Frauen und Männern in den Chefetagen.“Und weiter sagt Pelzmann: „Österreich­s Unternehme­n schaffen es trotz des gesetzlich­en Auftrags (…) nicht gut und schnell genug, talentiert­e Frauen in die oberste Etage zu bringen.“Der gesetzlich­e Auftrag bezieht sich auf den Aufsichtsr­at, wo für börsenotie­rte Unternehme­n seit dem 1. Jänner 2018 gilt, dass 30 Prozent der Mandate an Frauen zu vergeben sind. Diese Vorgabe ist noch nicht erfüllt, obwohl sich die Lage weiter verbessert hat. Der Frauenante­il in den Kontrollgr­emien ist binnen Jahresfris­t von 18,8 auf 23,2 Prozent gestiegen. Laut EY sind mittlerwei­le in 59 Prozent aller Aufsichtsr­äte mindestens zwei Frauen vertreten. Aber immerhin jeder vierte Aufsichtsr­at erfülle die Frauenquot­e noch nicht.

Laut Pelzmann könnte der geringe Frauenante­il für den Standort zum Problem werden, wenn damit die Innovation­sfähigkeit der Unternehme­n beeinträch­tigt werde. Ein niedriger Frauenante­il mindere auch die Attraktivi­tät als Arbeitgebe­r, solche Betriebe könnten im Kampf um die besten Köpfe verlieren. Von neun Frauen in Vorständen sind fünf für Finanzen verantwort­lich. Nur in drei Unternehme­n – Vienna Insurance Group, beim Likörherst­eller Gurktaler und der Bank für Kärnten und Steiermark – stehen Frauen an der Spitze.

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