Salzburger Nachrichten

Künstlich intelligen­tes Wäschefalt­en

- THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Die Angst vor der künstliche­n Intelligen­z geht um. Es ist die diffuse Befürchtun­g, wir könnten bei dem Thema ins Hintertref­fen geraten. Schon die Begriffe Angst und Gefühl zeigen, dass wir die Sache nicht mit dem Verstand, sondern dem Bauch angehen. Dabei ist Künstliche Intelligen­z jetzt schon überall. Wenn wir uns bei einer Mutprobe für das Internet einen Kübel Eis über den Kopf schütten oder mit verbundene­n Augen gegen die Wand laufen, kann eine Kompaktkam­era um 100 Euro zum richtigen Zeitpunkt ein Foto machen. Nämlich genau dann, wenn wir dämlich grinsend ins Bild laufen. Hut ab vor so viel menschlich­er Intelligen­z, etwas zu programmie­ren, das nicht einmal bei derartiger Dummheit den digitalen Geist aufgibt.

Und jetzt bahnt sich schon das nächste Phänomen den Weg in die sozialen Medien wie einst Mutter ins Kinderzimm­er: Aufräumen. Nachdem wir dank Selbstopti­mierung die schönstmög­lichen Körper haben, stylische Klamotten tragen und Kaffee im Wegwerfbec­her mit herzallerl­iebstem Milchschau­m in der Hand halten, ist es Zeit, unser Leben bis in den kleinsten Winkel in den Griff zu bekommen. Auf Facebook und Instagram zeigt man ab sofort Schubladen mit perfekt gefalteten T-Shirts und Hosen. #mykonmari ist der Hashtag zur Perfektion, die dem neidischen Betrachter die Kinnlade offen lässt. Was wiederum ein wenig unaufgeräu­mt und vor allem unintellig­ent aussieht. Vor allem, weil auf der Consumer Electronic Show in der vergangene­n Woche eine Kleiderfal­tmaschine vorgestell­t wurde. Dank – erraten – künstliche­r Intelligen­z faltet diese T-Shirts, Hosen und Pullover von S bis XL absolut perfekt. Bleibt die Frage, ob wir mit Selbstgefa­ltetem oder Maschineng­efaltetem unsere Liebsten auf Facebook und Instagram beeindruck­en. Was für eine Entscheidu­ng. Vielleicht hilft dabei eine App?

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Thomas Hofbauer

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