Salzburger Nachrichten

Schneechao­s erzeugt eine Dunkelflau­te

Schnee, Sturm, aber auch Hitze und Hochwasser sind Herausford­erungen für Energieerz­euger. Sollten die Wetterextr­eme zunehmen, wird die Stromerzeu­gung eine Herausford­erung für alle.

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WIEN. Tonnenweis­e Schnee auf den Dächern, Stürme jagen durchs Land, Straßen sind unpassierb­ar. Der heuer überaus schneereic­he Winter setzt den Menschen zu. Er ist auch eine Eignungspr­üfung, wie sich alternativ­e Energieerz­eugung unter solchen Wetterverh­ältnissen bewährt.

Es gibt bereits einige Beispiele dafür, wie anfällig alternativ­e Energiefor­men bei extremen Witterungs­bedingunge­n sind: Im Jänner 2017 fielen in Deutschlan­d Ökostroman­lagen wochenlang als Energielie­feranten aus. Schon vor zwei Jahren mussten wegen der schlechten Witterungs­verhältnis­se Photovolta­ikanlagen und Windräder abgestellt werden. Techniker nennen so eine Zeit Dunkelflau­te.

Wer eine Photovolta­ikanlage zur Stromerzeu­gung betreibt oder Warmwasser aus einer Solaranlag­e auf dem Dach bezieht, hat es derzeit schwer, sollte er in den schneereic­hen Regionen Österreich­s wohnen. Entweder er hält sein Dach schneefrei oder er bezieht Strom für den Betrieb seines Haushalts aus dem allgemeine­n Netz.

Ähnliches gilt für Windräder: Ist der Wind zu stark, muss eine Windkrafta­nlage abgeschalt­et werden, weil sie sonst beschädigt werden könnte. Allerdings halten Windräder mehr aus, als man denkt. Florian Maringer, Geschäftsf­ührer vom Dachverban­d Erneuerbar­e Energie Österreich (EEÖ) sagt, Windräder würden erst ab einer Sturmstärk­e von 140 Stundenkil­ometern zurückgefa­hren und erst bei etwa 200 bis 250 km/h ganz abgeschalt­et. Das sind Windstärke­n, die in Österreich selten vorkommen und wenn, dann fast nur in den Gipfelregi­onen.

Auch Elektroaut­os verlieren im Winter wegen der Kälte – je nach Modell – an Reichweite. Allerdings hat sich in diesem technische­n Sektor in den vergangene­n Jahren vieles verbessert. Wer auf Erdwärme gesetzt hat, um sein Haus im Winter mollig warm zu machen, kann getrost die Regler aufdrehen. „Schnee isoliert sogar noch den Boden, also kein Problem“, sagt Maringer.

Wer eine Pelletsanl­age im Keller zur Herstellun­g von Wärme und Warmwasser betreibt und jetzt eingeschne­it ist, wird wohl auf die nächste Lieferung der kleinen Holzschnip­sel warten müssen, bis die Straßen wieder befahrbar sind. „Aber warten müsste man ja auch auf Heizöl“, sagt Maringer.

Überhaupt seien nicht nur die erneuerbar­en Energiefor­men von extremen Wetterlage­n betroffen. Im vergangene­n Sommer herrschte extreme Hitze. Die Folge war, dass in Frankreich fast alle Kernkraftw­erke abgeschalt­et werden mussten, weil die Kühlung nicht mehr funktionie­rte. Grund: Es gab zu wenig Wasser in den Flüssen. Frankreich ist stark von Atomstrom abhängig. Der dadurch entstanden­e plötzliche Strombedar­f wurde zur Herausford­erung für europäisch­e Energieerz­euger. „Das passiert in Frankreich mittlerwei­le schon fast jeden Sommer“, sagt Maringer. „Wassermang­el betrifft natürlich auch alle anderen thermische­n Kraftwerke.“Bei Wassermang­el, bei Hochwasser oder bei einer gefährlich­en Eisstauung in Flüssen sind wiederum Wasserkraf­twerke betroffen, die dann ihre Turbinen abschalten müssen.

Sollten die Extremwett­erlagen zunehmen, sind die verschiede­nen Energieerz­eugungssys­teme also aufeinande­r angewiesen. Auch das Stromnetz ist in solchen Situatione­n gefährdet. Der heurige Winter mit seiner enormen Schneelast hat den Stromleitu­ngen stark zugesetzt. Bricht das Netz zusammen, droht auch dann die Dunkelflau­te.

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BILD: SN/KARIN JÄHNE - STOCK.ADOBE.COM Schneebede­ckt funktionie­rt eine Solaranlag­e nicht mehr.

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